ZDF-Traumschiff: MS Deutschland und seine Zukunft
Am Neujahrstag schipperte die MS DEUTSCHLAND als beliebtes ZDF-Traumschiff durch die Wohnzimmer der Fernsehzuschauer. Kapitän Victor Burger und seine Crew steuerten mit dem treuen Fernsehpublikum die atemberaubenden Landschaften Kanadas an.
Hinter den Kulissen werden aktuell jedoch ganz andere Rollen verteilt. Was wird aus der 1998 in Kiel gebauten MS DEUTSCHLAND und wer wird Nachfolger des Traumschiffes in der ZDF-Serie?
Was wird aus der MS Deutschland?
Am Abend des 27. November 2014 verkündete der vorläufige Insolvenzverwalter der Reederei Peter Deilmann und der MS Deutschland Beteiligungs GmbH, Reinhold Schmid-Sperber, dass die viermonatige Weltreise vom 18. Dezember 2014 bis zum 1. Mai 2015 abgesagt wird. „Leider haben wir keinen Investor gefunden, der uns in der Kürze der Zeit ausreichende Finanzierungsnachweise für ihre teilweise attraktiven Angebote liefern konnte, um die Durchführung der Reise und des nötigen Werftaufenthalts zu garantieren“, begründet Schmid-Sperber.
Laut dem Insolvenzverwalter gab es weiterhin zahlreiche Interessenten für Schiff und Reederei. Verhandlungen sollten mit dem erklärten Ziel, den Fahrtbetrieb der Deutschland im Frühjahr 2015 wieder aufzunehmen, geführt werden. Ein erster Vorvertrag über den Verkauf des Schiffes und der Reederei Peter Deilmann aus Neustedt in Schleswig wurde Ende Dezember bekannt. Die Reederei Peter Deilmann sowie die Beteiligungsgesellschaft als Mehrheitseigentümer des Schiffes befinden sich seit Ende Oktober 2014 in vorläufiger Insolvenz.
Am 1. Januar 2015 eröffnete das Amtsgericht Eutin das Insolvenzverfahren, zum Insolvenzverwalter wurde der Kieler Rechtsanwalt Reinhold Schmid-Sperber benannt. Die aktuellen Verbindlichkeiten werden mit rund 60 Millionen Euro für die MS Deutschland sowie mit rund zwei Millionen Euro für die Reederei beziffert. Die Zahl der Gläubiger beträgt allein bei der MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft mbH rund 1500.
Der wage Verdacht deutscher Medien, Crystal Cruises übernehme das Traumschiff stellten sich reine Spekulation heraus, die die US-amerikanische Reederei dementierte. „Crystal Cruises ist nicht der Käufer“, erklärte CEO Edie Rodriguez dem Seatrade Insider per E-Mail.
„Es gab und gibt keinerlei Angebote des US-Unternehmens Crystal Cruises zum Erwerb der MS Deutschland oder der Reederei – und folglich auch keine Vereinbarungen mit Crystal Cruises.“, bestätigte auch Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber am 5. Januar 2015.
Die MS Deutschland ist verkauft, gab am 24. März 2015 der Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber bekannt. Der Käufer sei ein „US-Unternehmen mit einschlägiger Erfahrung im internationalen Kreuzfahrtgeschäft“, so die Meldung. Eine Anzahlung in einstelliger Millionenhöhe sei bereits getroffen, der Rest des Kaufpreises sei mit Übergabe des Kreuzfahrtschiffs Ende Mai 2015 fällig, heißt es weiter.
Die MS Deutschland liegt weiterhin im westlichen Mittelmeer vor Gibraltar.
Ende Mai 2015 stellte Semester at Sea sein neues Schiff World Odyssey, die ehemalige MS DEUTSCHLAND vor. Ab Herbst 2015 soll es nach einem längeren Werftaufenthalt mit bis zu 600 Studenten und einem straffen Lehrauftrag in See stechen.
Wer wird Nachfolger der MS Deutschland?
Noch Anfang Dezember hielten sich die angefragten Reedereien als Nachfolger des ZDF-Traumschiffes bedeckt. Die größte deutsche Marke, AIDA Cruises, bekundete kein Interesse an dem Thema, ebenso die internationale Cunard Line (Queen Mary 2) und TUI Cruises (Mein Schiff), die die Anfrage zu diesem Zeitpunkt nicht kommentieren wollten.
Anders verhält sich der Bonner Veranstalter Phoenix Reisen, der Gespräche mit dem ZDF bestätigte. Traumschiff-Produzent Wolfgang Rademann könnte sich ebenfalls Dreharbeiten auf dem 1991 in Japan gebauten und 193 Meter langen Phoenix-Schiff Amadea vorstellen.
Im Gegensatz zur Werbewirksamkeit des Traumschiffes kommen wirtschaftliche Aspekte für den zukünftigen Reeder ins Spiel. Das ZDF beanspruchte für die Dreharbeiten an Bord etwa 40 Kabinen für Schauspieler und Drehteam, die somit auf den regulären Kreuzfahrten nicht für zahlende Kreuzfahrer zur Verfügung stehen. Ein Manko, dass mit einem strategischen Marketing-Konzept aufgefangen werden könnte.
Am 12. Januar 2015 bestätigten das ZDF und Reiseveranstalter Phoenix Reisen die MS Amadea als neues Traumschiff der gleichnamigen ZDF-Fernsehserie. Im Februar und März 2015 beginnen die Dreharbeiten für Kapitän Burger und seine Crew an Bord.