AIDA Reisebericht: Winter im hohen Norden
Die AIDA Kreuzfahrten des Selection-Programms unterscheiden sich wohltuend von den bekannten Angeboten. Lesen Sie den Reisebericht über die Tour im Februar mit AIDAcara in den hohen Norden. Sie erfahren viele Informationen zu Nordlicht, Ausflügen und Bordleben. Das Besondere an der Reise: AIDA Komfort mit Hurtigruten-Feeling.
Die AIDA-Reise Winter im hohen Norden mit AIDAcara fand zwischen dem 25. Februar und dem 11. März 2017 statt.
Winter im hohen Norden
So klein wie die AIDAcara ist, für die Route Winter im hohen Norden legt sie doch am großen Kreuzfahrtterminal Altona an. Das Terminal ist mit der Buslinie 111 gut vom Bahnhof Altona zu erreichen. Die Halle ist fast menschenleer. An einem Bistrotisch erwartet uns eine Reedereimitarbeiterin und überreicht uns die Kabinenschlüssel. Sie funktionieren auch als Eintrittskarte für das Schiff und als Zahlungsmittel an Bord. Wir haben dieses mal eine Balkonkabine auf Deck 7. Der Balkon ist so breit wie unsere Kabine. Möbliert ist er mit zwei Stahlrohrstühlen mit quietschgelber Bespannung und einem loriot-grauen Hocker. Ein durchaus ortsüblicher Wind weht mal dicke, mal dünne Tropfen auf den Balkon. Hamburg gibt sich alle Mühe, die Erwartungen an das bekannte Schmuddelwetter zu erfüllen. Es fehlen nur wenige Grade, und man könnte Schlittschuh laufen.
Abfahrt in Hamburg
1Eine Stunde vor der geplanten Abfahrt versammeln sich alle Passagiere zur Rettungsübung. Jeder fummelt die Rettungsweste aus dem Schrank, stellt die Gurte auf seinen Leibesumfang ein und geht, freundlichen Handzeichen der Besatzung folgend, zu seinem Rettungsboot auf Deck 6. Für die Gäste, die schon häufiger Kreuzfahrten unternommen haben, gibt es auf Deck 6 auch XXXL-Rettungswesten. Die Notbeleuchtung am Boden verspricht auch bei Rauch eine zuverlässige Wegweisung. Der Hinweis des Kapitäns, sich warm anzuziehen und auch festes Schuhwerk zu tragen, erweist sich als zutreffend. Der Wind drückt den Regen entweder ins Gesicht, oder das Nass tröpfelt vom Rettungsboot in den Kragen der Rettungseleven. Es wird ungemütlich kalt. Dicht gedrängt stehen die Gäste auf Deck 6. Mit ihren orange-farbenen Rettungswesten bilden sie einen farbenfrohen Gegenpol zum nasskalten Grau des Hamburger Winterabend.
Wir hören die Hinweise für das Alarm-Prozedere in englisch und deutsch und mit zunehmend kalten Fingern und laufender Nase. Ich komme zu dem Schluss, dass ich den Ausflug „Schiffsuntergang“ nicht buchen werde. Nach der Übung strömen die Passagiere in die Wärme der Kabinen und Restaurants.
Unsere Abfahrt verzögert sich um sechs Stunden. Eine Flottenschwester, die AIDAprima, beginnt ihren Turn dagegen ziemlich pünktlich und passiert unser Schiff von ihrem Liegeplatz in Steinwerder kommend mit voller Beleuchtung und langen Signalen aus ihrem Typhon. Die kleine Schwester antwortet mit ihren bescheidenen akustischen Möglichkeiten.
Auf dem Sonnendeck verfolgen trotz Regen und Wind viele Passagiere die Vorbeifahrt der AIDAprima. Mancher ist schon mit ihr gefahren, viele wollen das monströse Schiff einfach mal sehen. Auch auf der AIDAprima säumen viele Passagiere die Reling und fotografieren die kleine Schwester. Winken und Grüßen entfällt, weil es schon zu dunkel ist.
Nach und nach versammeln sich die Gäste der AIDAcara in den Restaurants zum Abendessen.
Es herrscht aufgeräumte Stimmung, das Publikum ist sehr viel jünger als auf anderen Kreuzfahrten, niemand kommt in Jogginghosen zum Buffet. Die runden Tische sind von 5 bis 8 Stühlen gesäumt, man setzt sich entspannt zusammen und kommt schnell ins Plaudern. Keiner, der seine erste Kreuzfahrt macht. Viele sind in dem gemeinsamen Wunsch vereint, das Polarlicht tanzen zu sehen und auf den Chip zu bannen. Ich auch.
Das Ablegemanöver erleben wir in einer Bar bei einem wärmenden Cocktail. Auf dem Kai trotzen ein paar Gabelstapler dem fiesen Wetter. Einem Stapelfahrer weht der Sturm seine Ladung von der Gabel. Der Schrank kracht auf den glänzenden Beton und fällt auseinander. Entschlossen wendet der Fahrer sein Gefährt, sammelt die Reste auf und ändert seinen Kurs, und zwar zum Container mit den Gewerbeabfällen. Der Blick auf das Terminal ist trostlos, auf dem Kai steht das Wasser fingerhoch, der Sturm malt zufällige Muster in die Fläche, fetter Regen sprenkelt die Oberfläche.
Unser Schiff legt augenscheinlich ohne die Abschiedsmelodie ab und gleitet stumm in Richtung Nordsee. Die AIDAcara muss wie ein Weihnachtsbaum leuchten: die dunklen Bürofenster funkeln, wenn das Schiff an ihnen vorbei gleitet. Auch Blankenese beleuchten wir auf diese Weise. Vom alten Charme der Kapitänshäuser am Steilhang sind nicht viel mehr als ein paar touristische Inseln übrig geblieben. Das Restaurant auf dem Süllberg unterstützt unsere Illumination. Haus, Terrasse und Turm leuchten, als gäbe es kein Morgen mehr.
Wir sind dennoch zuversichtlich, dass es einen Morgen gibt, und zwar einen, der uns irgendwo auf der Nordsee zwischen Hamburg und Haugesund wach werden lässt.
1. Tag: Auf See
Und tatsächlich, es gibt einen Morgen, und wir erwachen entspannt irgendwo in einer Suppe aus Wind, Nebel und Regen. Es treibt uns nichts zur Eile. Irgendwann sind wir klar fürs Frühstück. Das Buffet überrascht mit großer Auswahl an so ziemlich allem. Müsli-Freunde finden ebenso eine breite Palette an Zutaten wie die Anhänger von Wurst, Käse und Eierspeisen. Beim Tee kann der Gast neben Beuteltee auch die vornehmere lose Variante wählen. Wer’s braucht kann den Tag auch mit enem Glas Champagner beginnen. Obst und Süßspeisen runden das Angebot ab und lassen das Mittagessen überflüssig werden – jedenfalls theoretisch.
Nach einem Erkundungsgang auf dem Sonnendeck („Wo ist die Nordsee?“), der uns ordentlich durchpustet, findet sich aber doch noch eine kleine freie Ecke im Magen.
Das ermüdet, und beim Lesen in der Bar schweift der Blick vom Buch zur unsichtbaren See und zu inwendigen Betrachtungen. Wir besinnen uns darauf, dass es in unserer Kabine ein angenehmes Bett gibt. Nach einem windzerzausten Rundgang übers Sonnendeck suchen wir es auf und kommen gerade darauf zu, wie unsere Kabinensteward die Balkonstühle abtransportiert. Man erwartet etwas mehr als Wind, vielleicht gar einen veritablen Sturm und möchte die Balkonmöbel vor Spontanabgängen bewahren.
Na dann: schauen wir mal.
2. Tag: Haugesund kein Winter
Aber alles bleibt ruhig. Auch in der Nacht vor unserer Ankunft in Haugesund regt sich kaum ein Lüftchen. Der Himmel ist in weiten Teilen sternenklar, hier und ein schamhafter Wolkenvorhang. Das Schiff krängt ein bisschen. Aber das ist, als ob Neptun uns persönlich in Schlaf wiegt. Vorher ein kurzer Blick zum Himmel. Für Polarlicht ist es eigentlich noch zu früh. Erst nördlich des Polarkreises kann der Jäger des Lichts auf erfolgversprechende Sonnenstürme rechnen. Aber ist da nicht ein schemenhaftes blasses Leuchten einen Fingerbreit überm Horizont? Schnell ein Foto aus der freien Hand: und ja, es könnte schon sein, dass der grüne Fleck am unteren Bildrand ein Vorbote des Polarlichtes ist.
Ich verwende in diesem Bericht manchmal Polarlicht und manchmal Nordlicht. Wegen der Nähe zum Nordpol handelt es sich tatsächlich um Nordlicht. Der übergeordnete Begriff ist Polarlicht oder Aurora Borealis. Man sieht es, wenn man gerade in der Gegend ist, auch am Südpol.
Die Ankunft in Haugesund kündigt sich durch heftiges Rütteln an. Ein Antrieb, der die AIDAcara an den Pier drückt, bringt Wände und Türen zum Poltern und Klötern. Na ja, dann sind wir wenigstens schon mal wach.
Haugesund, Inseln, Werft und Holzhäuser
Einen Ausflug haben wir nicht gebucht. Die Angebote haben uns nicht gereizt. Wir erkunden die kleine Stadt fußläufig. Wegweiser führen den Besucher zuverlässig ins Stadtzentrum. Direkt neben der AIDAcara ist die Aibel-Werft. Hier baut man in einer himmelwärts strebenden, großen Halle Bohrinseln und Offshore-Plattformen für Windkrafträder. Zwar haben in der Stadt gerade die Winterferien angefangen, aber es herrscht reger Betrieb auf der Werft. Auf dem Weg in die Innenstadt werfen wir einen Blick auf das Vorratslager. Die Einzelteile lagern auf dem Hof außerhalb der Halle. Dort erkennt man bereits die Umrisse einer neuen Plattform. Gegenüber liegt ein viergeschossiges Wohnschiff, Die Aibel-Werft hat das Schiff mit den 350 Zimmern und Aufenthaltsräumen bis zum Frühjahr 2018 fü ihre Zeitarbeiter gechartert.
Am Kai vor der AIDAcara liegt die Edda Flora, ein Versorgungsschiff (IMR: Inspection, Maintenance, Repair) für die Offshore-Industrie. Auf der anderen Seite des Kais legt unerschrocken eine Auto- und Personenfähre an. Die Utsira brettert mit einem schneidigen Wendemanöver heran und setzt rückwärts an die Rampe an. Die dicken LKW-Reifen, die hier als Fender dienen, bremsen die Fähre schlussendlich. Ich hätte nicht gedacht, dass man diese Riesenreifen soweit zusammendrücken kann.
Ein Shuttle Bus bringt die Gäste in kurzen Abständen vom Schiff zur Erlöser-Kirche. Sie ist so etwas wie das Zentrum von Haugesund. Ob dieser Service von AIDA oder der Kommune angeboten wird, bleibt ungewiss. Wir gehen zu Fuß. Der Verkehr in der Stadt ist entschleunigt. Man fährt hier 40km/h, auch wenn die Verkehrslage ein höheres Tempo gestattet.
In Haugesund, wie auch in allen anderen Hafenstädten an der Westküste Norwegens fällt auf, dass es hier augenscheinlich weder nennenswerte Tide noch Hochwasser oder gar Sturmfluten gibt. Die Häuser und Hütten sind bis ans Wasser gebaut und sind mit ihrer Terrasse kaum mehr als eine Handbreit vom Wasser entfernt.
Das Terminal liegt auf der Risøya-Insel. Zwischen dem Kreuzfahrtterminal und der Innenstadt liegt der Smedasundet. Er wird seit 2004 von der Risøy bru überspannt. Die Risøya-Insel ist ziemlich dicht besiedelt. Anders als in der Stadt selber sind hier viele Häuser, die erstens gleich aussehen, zweitens aus Stein gebaut und drittens mit Schieferschindel bedeckt sind. Unter der Brücke gibt es ein Denkmal, das einen wetterfesten Fischer mit geschultertem Riemen und festem Blick zeigt. Auch an vielen anderen Stellen in der Stadt findet der Besucher kleine und große, einfallslose und witzige Skulpturen. Der Besucher erfreut sich auch an einigen Wandbildern.
Anders als bei unserem letzten Besuch vor zwei Jahren fallen uns viele Bettler und leerstehende Ladenlokale auf.
Die meisten Häuser haben kaum mehr als zwei Stockwerke und sind aus Holz gebaut. Unser Bauministerium würde den nationalen Dämm-Notstand ausrufen und die Bewohner dem Kältetod nahe wähnen. Aber die paar Norweger, die neben den Touris von der AIDAcara gut auszumachen sind, sehen nicht so aus, als würden sie in ihren Häusern frieren. Die schmalen Straßen, die von schmucken oder nicht so schmucken Häusern gesäumt sind, dürfen den geneigten Besucher nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch viel Steinhäuser gibt.
Die Straßen wirken mit ihren weißen, aber auch vereinzelt farbigen Fassaden sehr heimelig und gepflegt. Auch im kleinen zeigt sich der Hang zur Reinlichkeit. Ein Mann sammelt auf einer kleinen Grünfläche neben der Risøy bru mit einer Papierzange Unrat auf. Hier und da wagen sich bereits Tulpen in die Frühjahrsluft. Schneeglöckchen und Märzenbecher haben ihr Jahreswerk schon fast erledigt.
Den Rückweg zum Schiff erledigen wir zu Fuß und erkunden ein paar kleine Nebenstraßen, die zum Smedasundet führen. Abseits der großen Einkaufsstraßen fallen einige Häuser auf, deren Farbe abblättert, oder die sich nicht mehr an einen Anstrich erinnern können. Dafür gibt es große Parkplätze nur für Elektroautos. Auf der einen Fläche ist Platz für ca. 35 Fahrzeuge. Soviel gibt es manchen deutschen Großstädten nicht. Ich kann mir vorstellen, dass es noch weitere Ladestationen gibt.
Norwegen hat zwar keine Autoindustrie, deren Fahrzeuge mit Benzin oder Diesel angetrieben werden. Aber es gibt eine lebhafte Fertigung für Elektroautos. Beiläufig: Oslo hat die größte „Tesla“-Dichte der Welt.
Neben dem Parkplatz mit den Ladestationen künden große Plakate von Musik- und Filmfestivals. Am Smedasundet reihen sich auf der einen Seite Lokale, Bars und Schänken.
Ein guter Hinweis auf das Mittagessen, das jetzt auf der AIDAcara auf uns wartet.
2. Tag: Fahrt nach Bodø
Die AIDAcara legt etwas verspätet ab. Der Fahrer einer Ausflugsgruppe hatte sich verfahren und lieferte seine Gäste nicht pünktlich ab. Wir verlassen Haugesund durch kleinen Inseln und Schären. Das bringt langsam das Norwegen-Gefühl zum Leuchten.
Den Tag über hat das Wetter alles gezeigt, was es kann. Ein bisschen Sonne, ein bisschen mehr, ein bisschen weniger Regen, Wind und Wolken in allen Formen und Farben, soweit sie sich mit „grau“ beschreiben lassen.Jetzt hetzen die Sonnenflecken über Wasser und Inseln. Aber alles vergebens: die letzten Wolkenlöcher schließen sich. Der Kapitän kündigt eine Kursänderung an, um einem aufkommenden Sturm auszuweichen.Der Wind kommt mit 24m/s aus 335°, die AIDAcara steuert mit 17kn 38°, der Wind kommt also fast von vorn. die Geschwindigkeiten addieren sich. Entsprechend brisig ist auf den Außendecks der AIDAcara. Die Gischt am Bug ist großes Wasserkino.
Winter im hohen Norden – Eröffnung mit Sturm
Der Bug taucht tief in ein Wellental, kracht gegen den Wellenberg und zerstiebt ihn mit furioser Gischt. Die Sonne lässt die aufgeworfenen Wassermassen türkis undblau-grün leuchten. In den Restaurants zeigen die Tellerstapel in den Spendern das Stampfen des Schiffes an. Je nachdem, wie sich die AIDAcara in die Wellen eintaucht, versinken die Tellerstapel im Spender oder kommen mit lautem Scheppern wieder hervor.
Die Crew hängt an den Treppengeländern Spucktüten auf. Das Stampfen des Schiffes schlägt manchem Gast auf den Magen. Der Sturm lässt über Tag etwas nach, die Wolken reißen hier und da auf. Die Sonne nutzt diese Lücken und schüttet gleißendes Licht über die See. Die Wolken sind, wie es sich gehört, grau mit einem Hang zum Schwarz.
Der Wind fegt sie über den Himmel, reißt sie auseinander und formt bizarre Gestalten aus ihnen. Das Wasser ist bewegt, aber noch fegen keine Gischtfetzen über die Wellen. Der Nordatlantik hält die Oberfläche zusammen. Nur die AIDAcara wirbelt die Dünung durcheinander.
Gegen Abend kommt Regen auf, den der auffrischende Wind mit Macht gegen die Scheiben der Bar drückt. Die Wolkenberge zerfließen zu einem samtigen, homogenen Grau. Auf dem Wasser tanzen jetzt Gischtfetzen und verwandeln die See in ein kämpferisches Parkett. Das Schiff kommt in Wallung.
Das streitsüchtige Wetter beeindruckt weder Schiff, noch Passagiere noch gar die Crew. Die Gäste mühen sich auf Steppern. Laufbändern, Fahrrädern und Hamsterrädern ihre angefressenen Kilos los zu werden. Aus der Bar perlt professionelle Klaviermusik, im Theater wird ein Film gezeigt und an anderem Ort gibt es ein Wikingerschach-Turnier. Eine 6-Mann-Band mit Sängerin bietet den Gästen in der Bar gefällige Unterhaltungs- und Tanzmusik.
Das Bordprogramm bietet noch mehr Bespaßung. Langweilig muss es einem nicht werden.
Polarkreisparty
Um kurz nach Mitternacht überquert die AIDAcara planmäßig den Polarkreis. Das bietet Anlass zu einem besonderen Gaudium. Auf dem Sonnendeck versammeln sich die Passagiere hinter der Außenlinie des Basketball-Feldes. Das soll der Polarkreis sein. Vielleicht 300 Gäste haben sich trotz der späten Stunde und ungeachtet des noch immer frischen Windes hinter der Linie eingefunden.Ein Mitglied der Bespaßungsgruppe zählt von 10 herunter. Bei „Null“ springen und laufen die Gäste über den imaginären Polarkreis und erobern im Nu Buffet und Bar.
Es tut dem Spaß keinen Abbruch, dass die AIDAcara dem Polarkreis schon zwei Stunden vorher eine Kerbe gesegelt hat. Aber zu der Zeit liefen noch andere Programmpunkte im Theater und anderswo.
Endlich Winter im hohen Norden: Bodø
Endlich Schnee auf den Bergen, Schnee auf den Straßen: in Bodø fängt der Winter im hohen Norden endlich an. In einer Ecke auf dem Sonnendeck warten 1 Dutzend Schneeschieber auf ihren Einsatz. Ein Gast wird per Rettungswagen in eine Klinik gefahren. Vielleicht ist deswegen der Ausgang auf Deck 3 gesperrt. Das Rettungsboot 7 wird ausgefiert und umkreist die AIDAcara den ganzen Nachmittag. Übung oder Wartung? Man weiß es nicht.
Statt dem üblichen Ausgang auf Deck 3 gibt es eine Art Hühnerleiter von Deck 6 hinab. Die Gangway ist schmal und wackelig. Einigen Gästen wird schwitzend ihr Übergewicht deutlich, und der Umfang von manchen Passagieren erzwingt eine Einbahnregelung, weil man nicht an ihnen vorbei kommt. Eine Reisende zieht mühsam einen Kinderwagen hoch: eine Hilfe hat AIDA nicht vorgesehen.
Im Stadtbild sind die Touristen von der AIDAcara leicht an ihrer Arktik Ausrüstung zu erkennen. Die Norweger turnen entspannt in Turnschuhen, Leggings und Halbschuhen durch die Schneeberge. Es wird geräumt und mit grobem Split gestreut. Aber es wird kein Auftaumittel verwendet. Das ist sehr wirkungsvoll.
Viele Gäste erkunden Bodø auf eigene Faust. Sie fahren mit den Bussen des öffentlichen Nahverkehrs zu den bekannten Aussichtspunkten. Ein Blick auf die Fahrpläne ist hilfreich. Manche Linie stellt um 16:30 den Verkehr ein. Ein Blick ins Portemonnaie ist hingegen nicht nötig. Die Frage: „Kann man auch mit Visa bezahlen?“, wird mit Erstaunen quittiert: Man kann in den Bussen nur bargeldlos bezahlen.
Anders als in Haugesund stellt uns AIDA vor dem Betreten des Schiffes keine Heißgetränke und keine feuchten und warmen Handtücher zur Verfügung. Nun kann man den Dreck der Stadt erst auf seiner Kabine abwaschen.
Im Westen zieht eine kohlrabenschwarze Wolkenfront auf und verhängt langsam aber entschlossen die Wolkenlöcher, durch die die Sonne Bodø auf 4°C aufgeheizt hat. Ich heize meine durchgefrorenen Knochen mit einem steifen Grog auf und bediene mich entspannt am Buffet.
Fahrt von Bodö nach Tromsö
Unser Schiff legt wieder etwas später ab als im Plan vorgesehen.
Der Kapitän verspricht, Polarlichtsichtungen über den Kabinenlautsprecher zu melden. Ursprünglich sollten diese Ansagen über den Kanal 14 des Bordfernsehens kommen. Allerdings fand das bei den vielen Jägern des Lichtes keinen Zuspruch. Darum der Entschluss, die Durchsagen über den Bordlautsprecher zu machen.
Polarlicht voraus!
Und tatsächlich, von der Brücke kommt die Durchsage: Polarlicht gesichtet. Im Nu ist das Deck mit vermummten Passagieren und Stativen in allen Größen voll gestellt. Ob das im Fall eines Schiffsuntergangs auch so schnell klappt?
Nun, es gibt keinen Schiffsuntergang. Das einzige, was sinkt ist der Mut der Polarlichtjäger. Es ist wohl ein Polarlicht zu sehen, aber nicht in der Intensität und Farbe, die man sich erhofft hatte. Am nächsten Morgen kann der Interessierte einen längeren Vortrag mit Lichtbildern besuchen, in dem er alles Wissenswerte über das Polarlicht erfährt: es muss nicht immer grün sein, es muss im Grunde gar nicht sein. Wenn denn eines zu sehen ist, muss man dankbar sein und die Gebrauchsanleitung seiner Kamera studieren: Dutzende Passagiere versuchten das Polarlicht mit einem Blitzlicht zu erlegen. Licht mit Licht geht nicht! Also bitte: Blitz aus!
Ein Stativ sind an Bord eines fahrenden Schiffes von mäßigem Nutzen. Es kann aber hilfreich sein, um die Reling oder ein anderes Schiffsdetail als scharfen Vordergrund zu haben. Die Unschärfen am Himmel sind oft vernachlässigbar. Polarlicht hat keine scharfen Kanten. Es wabert und schwingt mit diffusen Konturen über den Himmel. Nur die Sterne verwandeln sich bei dieser Vorgehensweise in Striche.
Skandinavisch-Blau
Der Morgen beginnt mit einem Sonnenaufgang zum Niederknien. Winter im hohen Norden: mit Sahnehäubchen! Nach und nach beleuchtet die Sonne die verschneiten Bergspitzen und -rücken. Im Streiflicht zeichnet der Schnee die Konturen sanft nach. Über allem schält sich aus dem Dämmerlicht des Morgens das skandinavisch-Blau heraus. Das bekanntere preußisch-Blau entsteht, wenn man skandinavisch-Blau dreimal im Vollwaschgang bei 110°C gekocht hat.
Hier und da hebt der Schnee im Verein mit der Sonne bizarre Felsformationen aus dem Bergketten hervor. Wir genießen eine Fernsicht sondergleichen und erkennen Berge, Hochebenen und Felsen, lange bevor wir sie erreichen. Einige liegen weit abseits des Fjords und lassen sich nur mit ihren schneegeglätteten Konturen sehen.
Wir folgen dem Kurs der Hurtigruten und passieren bei Harstad die mittelalterliche Kirche von Trondenes. Sie sieht von weitem aus wie ein Bauernhaus, ist aber Norwegens älteste Steinkirche aus dem Mittelalter.
Ein Bergrücken sieht aus, als wäre er von einem verärgerten Troll mit einer Axt in Stücke gehauen worden. Andere Felsen sehen aus aus wie Flusspferde oder Saurier. Spannend sind die Bergspitzen, deren Schatten auf einem tief verschneiten Bergrücken mit den Wolken konkurrieren. Auf einem Felsen wachsen respektable Fichten und verleihen dem Blick eine gern genutzte Tiefe.
Das Wetter wechselt im Minutentakt. Wer noch nicht in Norwegen war, weiß eigentlich gar nicht, was Wetter bedeutet.
Meist erfreut uns die Sonne unter blauem Himmel mit Deko-Wölkchen.
Aber sehr schnell nehmen diese Wolken eine finstere Färbung an und jagen von frischem Wind getrieben über den dräuenden Himmel. Ihre Schatten fegen über die Felsen und Berge.
Es ist merklich kälter geworden. Man sieht es an dem vielen, frischen Schnee auf den Felsen. Auf dem Wasser erkennt man sogar eine hauchdünne Eisschicht. Eis auf dem Tromsö-Fjord ist sehr selten.
Wer genau hinsieht, entdeckt am Fuß der steilen und bizarren Felsformationen Siedlungen und Straßen. Hier wohnen nicht nur Trolle, sondern auch Norweger, die gern per Auto zur Arbeit kommen. Schon im Vorbeifahren fallen viele Fabriken und Gewerbeparks auf. Die Verkehrsanbindung ist gut: drei Brücken, unter denen sich die AIDAcara knapp hindurchschrammt künden davon, ebenso wie andere schwungvollen Brücken, die perfekt in die Landschaft eingefügt sind.
Es gibt auf dem Sonnendeck viel Abwechslung. Das Frühstück ist darum heute schnell erledigt. wer will schon einen dieser grandiosen Aussichten verpassen? Der Fahrtwind ist frisch. Dankbar nutze ich den breiten Rand der Pudelmütze, um die Zwangsbeschallung mit Opernarien, Klavierkonzerten, Filmmusiken und symphonischen Dichtungen auszublenden, die mit Disko-Lautstärke auf das Sonnendeck gespült wird.
Tromsö: Winter im hohen Norden
Wir erreichen Tromsö, eine Stadt mit 70.000 Einwohner, davon 12.000(!) Studenten, am späten Nachmittag. Die Sonne hat noch etwas über eine Stunde zu tun und taucht Hafen und Stadt in rosa-rotes Abendlicht. Die Gäste stehen dicht gedrängt, um einen Blick auf die legendäre Eismeerkathedrale zu erhaschen. Die Stadt macht einen geschäftigen Eindruck. Viele Kräne künden von reger Bautätigkeit.
Vor zwei Wochen gab es Tromsö so wenig Schnee, dass sogar die Husky-Schlittentour abgesagt werden musste. Davon ist heute keine Rede. Die Berge, in deren Schutz sich die Stadt kuschelt, sind von einer stillen Schneedecke überzogen, und in den Straßen wuchten Radlader die weiße Pracht auf große Laster und in Container. Endstation ist der Fjord.
Beim Abendessen schreckt uns der Polarlichtalarm auf. Alles rennet, hastet, schleppt Stativ und Blitzlicht. Das Deck ist wieder gut gefüllt. Und das Polarlicht zeigt sich zwar verschämt, aber unübersehbar. Nach kurzer Zeit kommen von Norden schwere Schneewolken auf und vereiteln den weiteren Blick auf das Polarlicht.
Rundgang in Tromsö
Die bekannte Eismeerkathedrale hatten wir schon vor zwei Jahren besucht. Die Hurtigrutenbieten ein phantastisches Konzert um Mitternacht an. Wir hatten uns das nicht entgehen lassen und verzichten darum heute auf den Weg über die Tromsö-Brücke. Die Stadt ist gut verschneit. Straßen und Wege sind geräumt und mit groben Granulat abgestreut. Nirgends versucht jemand, der weißen Pracht mit Salz den Garaus zu machen. So ist Tromsö trotz geräumten Schnees weiß. Es liegt eine dicke Schicht aus festgefahrenen und festgetretenem Schnee.
Tromsö Polaria
Gegenüber der Eismeerkathedrale fällt ein Bauwerk buchstäblich auf. Fünf Betonriegel, den Elementen der Eismeerkathedrale nicht unähnlich, sehen aus, als hätte der Architekt sie wie Dominosteine gegeneinander gestoßen. Es sieht alles sehr schräg aus.
In diesem Gebäude befindet sich das Polaria. Es beherbergt eine informative Ausstellung über die heimische Meeresfauna. Natürlich gibt es die spielerischen Auftritte von verschiedenen Robben. Die Trainerin berichtet, dass einige Tiere schon mehr als 10 Jahre in dem Aquarium leben. Die Vorführung wird von Informationen zum Leben der Robben und ihrem Lebensraum begleitet.
Am meisten fasziniert mich aber ein anderes Becken. Ich komme darauf zu, mein Blick fällt in das flache Wasser und entdeckt einen toten Fisch! Ich gucke nochmal: da liegen mindestens 6 große und kleine Steinbeißer auf der Seite oder auf dem Rücken. „Warum räumt die keiner weg?“ Die Erklärung findet sich auf einer kleinen Tafel an der Rückwand zum Becken: wenn die Steinbeißer zu wenig „Auslauf“ haben, zeigen sie das beschriebene Verhalten. Also: den Fischen geht es gut, und der Besucher hat wieder etwas gelernt.
Vor dem Polaria steht ein Glashaus, aus dem ein Mast ragt. Es zeigt den letzten Robbenfänger, die MS Polstjerna, und erinnert an Helmer Hansen, der seinen Landsmann Roald Amundsen am 14. Dezember 191 bis auf 200m genau als ersten Menschen an den Südpol geführt hat. Der Robbenfänger hat mit der Expedition nichts zu tun. Am Mast oben befindet sich ein Fäßchen, in dem der Matrose mit den besten Augen Ausschau nach Land oder Eisbergen hielt. Der interessierte Besucher kann durch die verglaste Front einen Blick auf den Robbenfänger und das Begleitboot werfen. Leider war die Ausstellung nicht geöffnet.
Tromsö – knirschender Winter
Wir beginnen einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Es gibt viele schmucke Neubauten, ach so etwas wie norwegische Reihenhäuser. Man merkt: Tromsö wächst, und mancher der ehemaligen Studenten der hiesigen Universität findet wohl hier seinen neuen Wohn- und Arbeitsort. Abseits der geräumten und ausgetretenen Wege geben uns die untergeschnallten Spikes sicheren Tritt. Wir entdecken die Mack-Brauerei, die 1877 von dem deutschen Auswanderer Mack gegründet wurde und noch heute Bier produziert. Das Bier, das auch in einem Bierlokal vor Ort ausgeschenkt wird, ist multinational: das Wasser kommt aus Norwegen, das Malz aus Finnland, der Hopfen aus Bayern und die Hefe aus Dänemark.Selbstverständlich ist die Mack-Brauerei die nördlichste Brauerei der Welt.
Die Straßen ähneln eher Buckelpisten, aber die Norweger wissen mit solchen Straßenverhältnissen umzugehen. Die Autos sind mit Spikes unterwegs. Bis Mitte März ist diese Ausrüstung in Norwegen obligatorisch. Auf den Gehwegen knirscht der Schnee unter unseren Schritten. Vor der Tromsö-Kathedralemachen wir eine kurze Rast und sehen den Dohlen bei ihren aufgeregten Flügelkämpfen um ein Stück Brot zu: Kampf um Brot. Wir sind in der zentralen Einkaufsstraße und erleben die Norwegen auch hier als zurückgenommen und unaufgeregt. Hier und da besuchen wir in einen Laden mit landesüblicher Wollkleidung aus heimischer Produktion.
Das war alles sehr ansprechend und von guter Qualität. Aber würden wir das wirklich auch zu Hause tragen? Die Antwort fiel nicht so vorbehaltlos positiv aus. Darum haben wir uns ein paar sehr hübsche Sachen nicht gekauft.
Ein Hurtigrutenschiff läuft ein und setzt sich vor die AIDAcara. Es ist die „Trollfjord“. Die schwarz-roten Schiffe wecken Erinnerungen an die Fahrt von Bergen nach Kirkenes und zurück. Aber die Eindrücke auf der gestrigen Fahrt durch den Tromsö-Fjord siedeln in der selben Liga. Wir wenden uns von der „Trollfjord“ ab und lenken unsere Schritte nach rechts zu unserem Schiff.
Wer in Bodö den Ausflug zum Salztraumen verpasst hat, kann hier in Tromsö eine Vorstellung davon bekommen, wenn die Gezeitenströme sich durch Unterwasserhindernisse mühen und drängen. Es entstehen Wirbel, tückische Strömungen und Trichter aus wirbelnden Wasserwirbeln. Wir haben Glück und nutzen den Blick über den Fjord. Wohlige Schauer reiten den Rücken rauf und runter: es sieht spannend aus, aber ins Wasser fallen möchte man da nicht.
Schneemann auf dem Sonnendeck
Unsere Abfahrt verzögert sich um eine Stunde. Eine Antenne muss repariert werden. Als wir mit der Abschiedsmelodie ablegen, verfinstert sich der Himmel. Die Straßenlaternen der Tromsö-Brücke beleuchten die schnee-schweren Wolken wie einen riesigen, unförmigen Ballon. Und dann gibt es kein Halten, Es setzt ein Schneetreiben ein, dass den wenigen Besuchern auf den Außendecks die Sicht raubt. Wenig später knirscht der Schnee auch auf den Sonnendecks. Es sind in kurzer Zeit solide 5cm Neuschnee gefallen und verwandeln die AIDAcara in einen Wintertraum. Die weiße Decke des Sonnendecks wird bald von den Schneeschiebern der Crew zerrissen. Optisch schade, wegen der Sicherheit aber bestimmt richtig. Im Gespräch mit den Schneeschiebern erfahre ich, dass AIDA ihren Leuten zwar Uniformen und Arbeitskleidung, aber keine Winterklamotten stellt. Die müssen sie entweder selber kaufen, oder sie müssen sich warm arbeiten.
An Polarlicht ist bei diesem Wetter nicht zu denken. Aber die niedrigen Wolken werden von Städten und Landstraßen wirkungsvoll angestrahlt. Das Licht ist zwar nicht grün, aber die Szene sieht überirdisch schön aus.
Wir toben noch ein bisschen über die Decks, bewerfen uns mit Schneebällen und betrachten Mitreisende, die aus dem zusammengeschobenen Schneebergen einen veritablen Schneemann bauen. Der wird uns bis Bergen begleiten und dabei anders als die Gäste, Pfunde abschmelzen.
Der Kapitän zirkelt die AIDAcara zentimtergenau unter einer Brücke durch. Zwischen Schornsteinoberkante und Brückenunterseite ist wenig mehr als ein Meter Luft. Aber es hat gereicht. Die Brücke ist ganz geblieben, und unser Schiff steuert mit kundiger Unterstützung von Lotsen nach Norden, nach Alta, unserem nördlichsten Ziel.
Alta Ankunft
Ich stelle mir den Wecker, damit ich den Sonnenaufgang in einem der schönsten Fjorde nicht verpasse. Die Sonne arbeitet sich langsam über die Bergrücken und taucht die tief verschneiten Berge auf der anderen Seite des Fjordes in erst blasses, dann immer kräftigeres Rosa. Je höher die Sonne steigt, desto mehr verliert das Rosa an Kraft. Ein schneidiges Blau und ein grelles Weiß beherrschen nach wenigen Minuten das Bild. Ein Hauch von Nebel steigt vom Wasser auf und umflort diesen Wintermorgen aus dem Bilderbuch. Schüchterne Wölkchen betonen das winterliche Blau im hohen Norden. Ein paar unermüdliche Passagiere lassen sich ebenfalls von der Stimmung verzaubern. Wegen solcher Eindrücke habe ich die Reise gebucht.
Alta: Das U-Boot, das eine Kirche ist
Der Hafen von Alta liegt ein paar Kilometer außerhalb der Stadt direkt neben dem kleinen Flughafen. Vom Deck aus betrachten wir die beiden Schneepflüge, die in wahrer Sisyphus-Arbeit Startbahn und Rollfeld vom Schnee befreien. Bahn um Bahn fiedeln sie ein Stück der nächtlichen Schneedecke ab. Und um Punkt 10:00 zur Eröffnung des Flugbetriebes ist alles für die kleinen und auch größeren Maschinen gerüstet: ich sehe einen Airbus A320 der SAS, der auf der knappen Piste sicher landet und startet. Startende und landende Maschinen teilen sich eine Betonpiste. Sie beginnt eine Handbreit vom Ufer und endet knapp vor einer aufragenden Bergkette. Nichts für ängstliche Gemüter.
Rund um den Hafen und den Flughafen haben sich eine Reihe von Gewerbetreibenden angesiedelt. Es gibt eine Anzahl von großen und kleinen Parkplätzen für PKW und LKW. Auf einem von ihnen patrouilliert eine Doppelstreife Soldaten mit Maschinenpistole und brauner Schutzweste. Das wirkt etwas komisch, weil sie die Schutzwesten über weißen Tarnanzügen für den arktischen Kampfeinsatz gegen wen auch immer tragen. Ihre Kameraden bauen gerade Thermozelte auf, in verwaschenem Schwarz, aber im Schnee noch immer gut sichtbar. Wir kommen mit den Soldaten ins Gespräch: es ist eine multinationale Truppe, die hier in Alta den Infrantriekampf im Tiefschnee übt.
Na ja, es muss wohl so sein, und besser hier als im Hindukusch. Anderseits: nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges wird kein klar denkender Befehlshaber Alta als Einsatzort oder Angriffsziel in Erwägung ziehen.
Aber: wenn ein Mann klar denken kann, wird er dann Befehlshaber?
Es gibt wieder eine kostenlose Busverbindung zwischen der AIDAcara und dem Stadtzentrum. Wir nutzen dieses Angebot, das hier wie auch andernorts von der Kommune eingerichtet wird, weil uns die vier Kilometer an der Europastraße E6 zu lang und zu laut sind.
Wir steigen direkt an der Tourist-Information ab. Mein Blick fällt auf einen großen, grauen Bau mit einem sehr großen Sehrohr. Ich halte das für eines der Kriegsmuseen, die es hier in jedem Ort gibt, in dem im Zweiten Weltkrieg Kampfhandlungen stattgefunden haben. Und in Alta gab es davon nicht nur wegen der Tirpitz reichlich.
Aber Irrtum: es kein Kriegsmuseum, und das Sehrohr ist kein Seerohr sondern ein Kirchturm, in dem zwei Glocken die Gläubigen allsonntäglich zur Andacht rufen.
Die graue Erscheinung rührt von der Titanbeschichtung der Kirche her, die mit vollem NamenNordlichtkathedrale heißt. Die Kirche ist offen, aber nicht kostenlos.
Auch hier brauchen wir keine Kronen, sondern unser vertrautes Plastikgeld. Wenn Sie tatsächlich mal in Alta sind, empfehle ich Ihnen den Besuch der Nordlichtkathedrale. Sie ist sehr anders als fast alle anderen Kirchen. Es fehlt jeglicher barocker Sakralkitsch. Der Christus ist in eine Bronze gegossen, die von unten nach oben heller wird, gute 2t wiegt und, das ist wichtig: nicht an einem Kreuz hängt. Es ist der erste selbsttragende Christus, den ich gesehen habe. Er steht im Altarraum, dessen Hintergrund in sattem Hellblau gehalten ist.
In den Wänden sind senkrechte Leuchtstreifen eingelassen, deren LED-Beleuchtung auch bei Tag unmissverständlich an die heidnischen Vorstellungen des Polarlichtes erinnern. Wirklich, man muss diesen großen Raum sehen, in dem die Sitzreihen im Halbkreis um den Altar angeordnet sind, in dem die Wände das verwirrende Tanzen des Polarlichtes aufnehmen und in dem eine Himmelsleiter in einer Sackgasse (dem Turminneren) endet. Der sakrale Charakter der Nordlichtkathedrale ist sehr zurückgenommen. Man kann sie auch besuchen, um eine einfühlsame sakrale Architektur zu bestaunen, die weniger sakral als mehr Architektur sein will. Sehr nordisch, sehr sehenswert.
Wir schlendern durch das Stadtzentrum von Alta. Es wirkt sehr modern, sehr jung. Ein Einkaufzentrum bietet wettergeschütztes Shopping. Man findet Ärzte, verschiedenste Dienstleister und ein Kino. Der Parkplatz ist wohl etwas größer als benötigt: im Winter brauchen Radlader viel Parkfläche, um den geräumten Schnee zu deponieren.
Auf einem anderen Ende des Parkplatzes stapeln sich Schnee- und Eisblöcke in verschiedenen Größen. An einigen von ihnen versuchen sich Passanten im Eisschnitzen.
Der größte Teil ist zu einem umfangreichen Bauwerk aufgeschichtet. Hier werkeln junge Leute mit Kettensägen, Raspel und Meißel und formen eine Bühne. In wenigen Tagen muss alles fertig sein, dann wird hier das erste große Fest gefeiert.
Wie’s aussieht, wird der Schnee bis dahin nicht schmelzen.
Den Besuch des Museums sparen wir uns. Die Felsbilder, die wir uns gerne angesehen hätten, sind jahreszeitlich bedingt unter Schnee verborgen.
Mist: da glaubt man an die Klimaerwärmung und dann das!
Wir stromern weiter durch die Stadt und entdecken eine Skulptur, die prominent aus dem Schnee ragt. Sie erinnert mit einem lebensecht geschnittenen Mann an die Menschen im Schiefer-Bergwerk.
Irgendwann schlendern wir wieder in Richtung Shuttle-Bus. Die Wartezeit nutzen wir, um uns in der Tourist-Information aufzuwärmen. Nach nordisch-unkomplizierter Begrüßung holt ein Wort das andere. Wie so viele Gespräche in Alta kommen wir auf das Thema Nordlicht.
Die nette Mitarbeiterin zaubert ein Winter-Super-Sonderangebot aus der Schublade: für den Betrag eines Gruppenausfluges mit mindestens 30 Teilnehmern würde uns ein ortskundiger Guide von Nordekspedisjonmit einem bequemen Minibus an Orte fahren, an denen es einen Schalter fürs Nordlicht gibt. Ĥoch droben, in den Bergen, wo die Nebel des Fjords nicht hinreichen. Und wir sind die einzigen Gäste! vegard@nordekspedisjon.no
Hmm? Grummelgrummel. Aber gut. Warum nicht? Versuchen wir’s.
Alta: Nordlichter satt
Um 19:00 sind wir verabredet. Hoffentlich hat der Guide auch den großen Wolkenschieber mitgebracht. Seit dem Nachmittag hüllt dichter Schneefall die AIDAcara ein. Von unserer Kabine konnten wir die nicht einmal die Reling unseres Balkons erkennen.
Wir sind dennoch guten Mutes und ein bisschen eher am Treffpunkt auf dem Parkplatz vor der AIDAcara. Die Wartezeit nutzen wir für einen Plausch mit den frierenden Soldaten der multinationalen Frösteltruppe. Der Flocken hüllen die Zelte der Soldaten in fades Nichts.
Der Guide fährt pünktlich mit einem bemerkenswert komfortablen Minibus vor. Die fröstelnde Wache betrachtet uns mit neidvollen Blicken.
Kurze Vorstellung von Namen und Programm. Und los geht’s.
Wir besuchen zunächst sein Büro. Hier sehen wir einen deutschsprachigen Film über die Natur und die vielen historischen und wissenschaftlichen Erklärungen für das Nordlicht. Wir lernen, wer auf dem 200 Kronen-Schein abgebildet ist und was für astronomischen Nähkästchen man mit ihm im Portemonnaie hat.
Nach dem Film öffnet unser Guide eine Wettervorschau, die Wetter und Wolken für Alta sehr kleinteilig vorhersagt. Wir fahren, uups, in ein Gebiet mit starker Bewölkung. Aber der Guide weiß, was er tut. Und dann gibt es ja auch noch Spezialprogramme für das Mobiltelefon. Auch fürs Nordlicht gibt es eine App.
Wir nehmen in dem schmucken Bus Platz, der Guide verstaut eine Kiste mit Knabberkram und warmen Getränken im Kofferraum. Und schon geht es durch dichtes Schneegestöber in den Norden.
Lange erleuchten Laternen die E6 – Strom ist in Norwegen kein Kostenfaktor. Das macht die Fahrt durch das Gestöber übersichtlicher. Weiter draußen fegen uns die Flocken ins Scheinwerferlicht und machen einen fiesen Tunnel. Vollends undurchsichtig wird die Fahrt, als uns 5 übergroße Militärlastwagen entgegenkommen und soviel Schnee aufwirbeln, dass die Fahrt für die nächsten 2 km eine Fahrt ins Blaue, äh ins weiß, nich‘-recht wird.
Der mit dem Nordlicht tanzt
Zwischenzeitlich parken wir an verschieden Stellen und befragen das App-Orakel und den Himmel. Außer einem Schneemann im Mond ist aber nichts zu erkennen.
Inzwischen sind wir fast 60km gefahren und haben nur den Schnee ein bisschen abgeschüttelt.
Wo, verdammt, ist der Schalter für das Nordlicht?
Wieder eine Rast auf einem Parkplatz im norwegischen Nichts. Ich steige entmutigt aus und schlage Abmarsch in die Quartiere vor.
„Jäger des Nordlichts geben nicht auf!“, lerne ich eine Lektion.
Es ist kalt, gefühlte -15°C, es ist dunkel, und es ist still. Das ist schon ein besonderes Erlebnis: Kein Wind, kein Auto, kein Heimwerker, kein Käuzchen, kein Windhauch, nicht mal das Gras hört man wachsen, da liegt ja Schnee drauf.
Ein Becher heißer Tee wärmt uns und richtet den matten Mut auf.
Der Schneefall wird weniger, man erkennt im fahlen Licht des Halbmondes ein Sami-Zelt auf der anderen Seite der Straße, und wir beginnen, unsere Kameras in Stellung zu bringen.
Stativ aufbauen, Kamera festklemmen. Zeit und Blende für Nordlicht einstellen.
Feen, Gnome und Hexen
„Da, da hinten über dem Wald, da ist ein Licht!“, unser Guide hat recht. Erst ein schmaler waagerechter Streifen. Der wächst nach oben, verteilt sich.
Meine Kamera fängt davon genau nichts ein. Irgendwas ist in den Einstellungen noch nicht richtig.
Der Himmel füllt sich mit grünen Fantasiegestalten, eine Hexe kugelt sich vor Schadenfreude in eine blassgrüne Spirale, die den ganzen Himmel erhellt. Das lockt die Gnome und Trolle hervor, die in Form wabernder, grüner Bände und Wolken mein Ringen mit der Technik beobachten.
Am Himmel toben die fantasievollsten Gestalten des Nordlichts, wogen in bizarren Wolken über uns hinweg. Und meine Fotoausbeute ist noch immer Null.
Ich tröste mich mit der Erkenntnis: „Gut geguckt ist halb fotografiert,“ Aber der Frust über das schadenfrohe Toben der Lichtgestalten über mir sitzt tief und lässt mich in rasender Eile die Gebrauchsanleitungen memorieren.
Die ersten gelungenen Bilder befreien die vielarmige grüne Fee und ihre Helfer aus dem Dunkel der Nacht. Sie steigt explosionsartig aus dem Horizont auf, zieht ihre Helfer nach sich, die einen grell-grünen Vorhang über den ganzen Himmel spannen, Die schadenfrohe Hexe verschwindet dahinter. Und ich schwelge in Farben und Formen. Sie wabern und wandern, ziehen Stränge aus dem Horizont nach, verbinden sich mit anderen Linien zu leuchtenden Wolken.
Das Nordlicht lässt den Schnee ergrünen, für den Teint ist das nicht die optimale Farbe. Aber wir sind glücklich, dass wir dieses sagenumwobene Lichtspiel endlich mit eigenen Augen sehen können.
Das nächste Glas Wein werden wir auf das Wohl unseres Guides leeren.
Ich erwähnte schon den Faktor „Temperatur“, genauer „niedrige Temperatur“ oder kurz „Kälte“.
Väterchen Frost hatte gleichfalls eine Weile seinen Spaß am Treiben der Lichtgestalten.
Dann wird es ihm langweilig und er knabberte sich durch die Sohlen meiner Winterstiefel. Auf den Geschmack gekommen, frisst er die Alu-Isolation, verputzt die Lammfellsohle als Dessert – und beißt mir in den großen Zeh! Und in die anderen auch. Aua, es ist jetzt vielleicht gut?!
Nach und nach gewinnt Väterchen Frost überhand über meinen Ehrgeiz, mindestens 1 Million Bilder zu machen. Wir betrachten in Stille und Andacht und mit klappernden Zähnen noch für ein paar Minuten das gigantische Schauspiel über unseren Köpfen und rüsten zur Rückfahrt.
In der Kabine nehmen wir noch vor dem Betrachten der Bilder ein langes, heißes Duschbad. Und sind dann so müde, dass wir uns die Bilder doch erst am nächsten Tag auf dem Laptop anschauen.
Sehtag: Von Alta nach Sortland
Die Sonne weckt uns zeitig: ein kleiner Spalt in den Vorhängen reicht, um uns einen unwiderstehlichen Wintertraum anzukündigen. Die Sonne kümmert sich nicht nur um Schlafmützen, sondern erweckt auch die Berge und Felsen um uns herum zu Leben. Von den Gipfeln abwärts schimmern und funkeln die Zacken und Gipfel. Ein paar Wolken ziehen landeinwärts und erwecken die Hänge zu ungeahntem Leben.
Die AIDAcara legt pünktlich ab, kommt aber nicht recht vom Fleck. Man konnte für knappe 90,00 Euro einen Ausflug mit dem Tenderboot buchen. Dafür darf man sich mit dem Boot abseilen lassen, die AIDAcara umkreisen und sich mit Mutterschiff ein Wettrennen liefern. Das Ergebnis ist vorhersehbar.
Nach über einer Stunde werden die Ausflügler wieder an Bord genommen, und die Reise nach Sortland beginnt.
Die AIDAcara ist kein Schnellboot. Darum dauert dieser Teil von „Winter im hohen Norden“ über 24 Stunden. Es liegt also ein Seetag vor uns.
Seetage entbehren im Regelfall nicht einer gewissen Langeweile. Links Wasser, rechts Wasser, vorn und hinter sieht es auch nicht anders aus. Für die Bespaßungsfraktion der Crew bedeuten Seetage darum Stress. Für alles und jeden müssen jederzeit irgendwelche Aktivitäten angeboten werden, damit sich niemand vor Langeweile ins Wasser stürzt.
Die Reise „Winter im hohen Norden“ führt durch den Nordatlantik und bietet darum oft unterhaltsame Wettkämpfe zwischen Seegang und Schiffbaukunst. Auch das stille Gleiten durch Fjorde und Sunde bietet magische Blick auf Berge, Felsen, Zacken und Kuppen.
Soweit bekannt und genossen.
Aber der Seetag von Alta nach Sortland entwickelt sich zu einem echten Sehtag.
Bis zum Abend hin begleiten uns links und rechts steile Felswände, sanfte Abhänge, schroffe Gipfel und bizarre Schattenspiele. An Deck ringen die Fotografen um die besten Plätze. Eigentlich nicht nötig: es sind genügend da. Die Temperaturen gehen zurück, der Wind frischt auf und wird kälter und der Fahrtwind verstärkt das Beißen in Gesicht und an den Fingern.
Das Deck leert sich darum. Ein paar Hartgesottene harren aus und fangen jeden neuen Felsen, jedes neuen Schattenspiel und jede neue Wolkenformation mit den unterschiedlichsten Kameras ein. Gegen Abend zieht eine dichte schwarze Wolkendecke auf. Die Sonne beleuchtet sie von unten, das Streiflicht zaubert unsichtbare Wellen hervor. Links und rechts verwandeln sich die Bergrücken und Felswände in rosa-rote Leuchtbomben. Die Finger der Fotografen verwandeln sich unterdessen in Stangeneis.
Aber wer wollte so einen Eindruck einfach so geschehen lassen?
Zuguterletzt sammele auch ich meine verfrorenen Finger ein und verschwinde für ein längeres – warmes – Duschbad in der Kabine.
Nordlicht, Nachschlag an Bord
Die himmlische Beleuchter meint es gut mit uns, und auch der nautische Offizier auf der Brücke: „Auf Steuerbord gibt es Nordlicht!“, lautet seine Ansage. Das passt gut, unsere Kabine ist auf der richtigen Seite, wir müssen uns nur vor der Kälte und dem Wind wappnen, landfein muss nicht sein. Mit geübten Griff setze ich das richtige Objektiv auf die richtige Kamera mit der richtigen Einstellung. Und dann: Tür auf, Luft anhalten und „Ohhhh, ist das großartig!“
Wir bekommen ein Lichtspektakel zu sehen, das nicht so bewegt aber farbenfroher ist als unser Erlebnis im norwegischen Nirgendwo, rechts von der E6.
Die Wolkendecke ist weggezogen, Sterne funkeln in einer Vielzahl, die ich in dem Lichtmüll der Großstadt noch nie gesehen habe. Von der Brücke kommt der Hinweis, dass das kleine rote Licht über dem Horizont, kein Leuchtturm ist, sondern der Mars.
Wir schwelgen, mit Jacke, Schal, Mütze und Handschuhen gegen die schneidende Kälte halbwegs geschützt im Sehen, Stauen und Entzücken.
Der Polarlichtalarm wiederholt sich noch zweimal. Dann sind wir mit dem Erlebten und dem Fotografierten zufrieden. Das charakteristische Grün war mit bloßem Auge zu sehen, ebenso rote Bänder. Die blauen Schleier zeigten sich allerdings nur der Kamera.
Auch wenn die Bilder Formen und Farben des Nordlicht wiedergeben, erschließt sich der volle Augenschmaus nur, wenn man das Spektakel persönlich miterlebt.
Ein teurerer Ausflug ist dafür nicht unbedingt nötig.
Sortland
Das bekannte Rütteln und Schütteln beendet unsere Träume vom Nordlicht früher als erhofft: wir sind in Sortland. Wir werden von einem Wintermorgen entschädigt, für das ich keine Worte kenne. Die Sonne taucht die dick verschneiten Berge, in deren Schatten sich Sortland kuschelt, in eine gleißende Lichtbombe. Keine, wirklich keine Wolke, nicht einmal ein Deko-Wölkchen, wirft einen Schatten irgendwo hin. Das soll bis zu unserem Ablegen am Abend so bleiben. Der erste Tag ohne Wetter: nur Sonne und wolkenloser blauer Himmel.
Die Ziele der angebotenen Ausflüge kennen wir schon oder reizen uns nicht.
Darum verlassen wir nach entspanntem Frühstück das Schiff, um die „blaue Stadt“ fußläufig zu erkunden.
Kirche gucken, Kaffee trinken und in der Koje den entgangenen Schlaf nachholen. Das war der Plan.
Es sollte anders kommen und uns erst 7 Stunden später nach einem lehrreichen und eindrucksvollen Ausflug wieder zur AIDAcara bringen.
Eine ältere Damen offeriert auf dem Kai einen eigenen Ausflug, der uns die Landschaft und Fischerei näher bringen soll. Unter anderem ist ein Besuch in einer modernen Fischfabrik angekündigt. Hier können wir sehen wie der Skrei (Kabeljau) von den Fischerbooten ausgeladen und weiterverarbeitet wird. Ein leckeres Lunch mit frischem Skrei ist gleichfalls inkludiert.
Moderne und Museumsfischerei
Das alles klingt verheißungsvoll: jemand von hier, dem das Herz aufgeht, wenn er von der einmaligen Natur spricht. Wir sind zu viert. Ein Mercedes-Kleinbus mit 15 Sitzen bringt uns zuerst zu dem kleinen Hotel Sjøhushotellet pa Sortland , mit der Marit Asbjörnsen ihr Geld im Sommer verdient. Hier bezahlen wir den Ausflug und bekommen einen starken Kaffee und einen süßes norwegisches Gebäck (Lefse) als Startpilot. Kataryna Deja stellt uns ein Strick-Programm vor: gestricktes Nordlicht auf winterfesten Fäustlingen. Nette Idee und überraschende Umsetzung von Licht in Garn.
Wir starten in Richtung „Stø“, Hier besuchen wir die Skrei-Fischfabrik von Gunnar Klo.
Auf dem Weg, und das ist der Vorteil der Kleinstgruppe, legen wir viele Foto-Stopps ein, sei es, um einen Seeadler oder ein besonders überwältigendes Naturerlebnis zu fotografieren. Unterwegs ergeben sich viel Fragen zu Land und Leuten, es entwickelt sich ein entspanntes Gespräch über Natur und Kultur der Vesteralen.
Kurz bevor wir die Fischfabrik erreichen, statten wir noch der Langenes Kirche einen Besuch ab. Ich schlittere um das alte Bauwerk herum, um besseres Licht zu bekommen und bringe den Zeitplan durcheinander. Immerhin werden wir heute rund 130km zurücklegen und an verschiedenen Stationen Halt machen.
Ich erkenne in der Ferne den Vogelfelsen wieder, den ich bei der Walsafari im vorletzten Mai umkreist habe. Tausende von Trottellummen, Papageientauchern, Möwen und Seeadler umschwirrten damals den Felsen. Heute ist es nur ein verschneiter Felsen mit einem langweiligen Leuchtturm.
Über uns ist das, was ich damals für eine Radarkuppel gehalten hatte. Heute erfahre ich, dass das ein Observatorium ist.
Skreifabrik Stö
Skrei ist auch als Kabeljau bekannt und wird im zeitigen Frühjahr mit der Langleine gefangen. Skrei bedeutet, dass der Kabeljau oder Dorsch zum Laichen in die Gewässer kommt. Er ist dann besonders fettreich und natürlich voll von Rogen.
An jeder Leine befinden sich 250 Haken, die mit Fischabfällen bestückt werden. Je nach Größe des Kutters bringt der Fischerzwei bis drei Langleinen aus. Die Leinen bleiben über Nacht auf See und werden anderntags eingeholt.
Noch auf See nimmt der Fischer den Skrei vom Haken und stapelt die Fische in Kisten von ca. einem Kubikmeter. Der Skrei ist gute 80 Zentimeterbis 1,2 Meter lang und wohl um die zehn Kilogramm schwer.
Am Kai der Fischfabrik werden die Kisten mit einem Kran an Land gehoben. Gabelstapler übernehmen den weiteren Transport zu den einzelnen Stationen.
Besucher der Fischfabrik müssen unerschrocken sein und nicht zu zart besaitet. Sie turnen zwischen Kran und Kai-Kante herum, natürlich ohne Gitter und Rettungsweste. In der Halle geht es durchaus blutig und unsentimental zu. Um Fischgestank muss man sich nicht sorgen. Der Fisch ist frisch – und wie jeder weiß, stinkt Fisch erst nach drei Tagen. Und in der Zeit hängen die Filets schon in der Frühjahrsluft. Allerdings muss der Besucher auf der Hut sein, dass er nicht von einem Gabelstapler übergemangelt wird.
Wir kommen mit einer jungen Frau ins Gespräch, die in souveräner Selbstvergessenheit die Haken mit Ködern bestückt. Ein alter Fischer mit fröhlichem Bartwildwuchs und Stirnbrille betrachtet mit einer Mischung von Staunen und Ungläubigkeit der Interesse der Touristen an seinem Gewerbe.
An einem großen Tisch stehen zwei Schüler, jeweils einen Kasten mit Fischköpfen neben sich und verdienen sich ein Zubrot, indem sie aus den Fischköpfen die Zunge herausschneiden. Das ist eine Delikatesse, deren Darreichung in den Restaurants und Privathaushalten mit Andacht zelebriert wird. Das Heraustrennen geschieht so schnell, dass die einzelnen Schritte nur in der Zeitlupe deutlich werden.
In den großen Kästen werden die Innereien gesammelt. Der Rogen ist natürlich ein Leckerbissen, desgleichen die Leber.
Die Köpfe liegen in anderen Kästen, die Haken noch im Maul. Sie werden, wie auch die filetierten Skrei-Fische auf langen Gestellen paarweise zum Trocknen aufgehängt. Aus dem Skrei wird so nach Ablauf von mehreren Monaten „Stockfisch“ oder auch Bacalao. Das ist in Südeuropa noch immer eine teuer bezahlte Delikatesse. Zum Verzehr werden die brettharten Filets in Milch eingeweicht.
Die Fischköpfe werden in afrikanische Länder exportiert. Sie enthalten noch immer wertvolles Eiweiß, sind billiger als die Filets und auch in heißen Gegenden ohne Kühlung haltbar.
Wir verlassen die moderne Fischfabrik und machen uns auf den Weg zum Museums-Fischerdorf Nyksund Holmvig Brygge. Wir erreichen es auf einer sehr engen, windungsreichen und unübersichtlichen Straße. Dort treffen wir die AIDA Ausflugsbusse oder besser sie uns. Einer von ihnen ist mitsamt seinem Einweiser im Gebrauch von Spiegeln und Augen nicht geschult: Mit knapper Not vermeidet unser Guide einen Zusammenstoß, als der Busfahrer unbedacht rückwärts aus seiner Parkbucht heraussetzt.
Das Dorf hat eine bewegte Vergangenheit. Es war bereits von den Bewohnern verlassen, bis deutsche Aussteiger die alten Fischerhäuser für sich entdeckten. Heute gibt es 40, überwiegend deutsche Bewohner und 4 Restaurants. Wir erfreuen uns an dem spiegelblanken Wasser. In ihm spiegeln sich die alten Häuser ebenso wie ein paar neuere, hässlichen Bauten aus den späten 50gern. Es wäre ein Akt der Nächstenliebe, diese abweisenden Zweckbauten abzureißen.
Die Rückfahrt führt uns wieder durch dramatische Schnee- und Berglandschaften. Es ist noch immer wolkenlos, und wir sind sicher, dass wir heute wieder ein starkes Nordlicht sehen werden. Schon lange vor Sonnenuntergang zeigt sich am Himmel der blassgrüne Schimmer.
Das versprochene Lunch bekommen wir in Toftenes Sjöhuscamping. Es gibt frisch frittierten Skrei in überwältigender Menge und Gemüse. Ich konzentriere mich auf den Fisch und lasse das Gemüse liegen.
Es gäbe noch viel zu berichten: von dem zarten Rosa, in das die untergehende Sonne die Bergspitzen taucht, in die eisklare Luft über dem Fjord und und. Nach 7 Stunden grandioser Sinneseindrücke, informativen Einblicken in eine Welt, die dem Gast im Normalfall verwehrt bleibt und persönlichen Gesprächen mit Bewohnern der Vesteralen gehen wir wieder an Bord der AIDAcara.
Beim Abendessen tauschen wir die Erfahrungen mit den Ausflügen aus. Am schlimmsten hat es die Teilnehmer der Walsafari getroffen. Es gab keine Wale zu sehen, aber reihenweise schlimm seekranke Gäste. Wer nicht selber spuckte, bekam den Segen der anderen ab: Wäscherei und Reinigung der AIDAcara hatten gut zu tun.
Im Winter ist der Ausflug vielleicht nicht zu empfehlen. Das gilt vor allem wenn im Sommer vorher 2 Dutzend Wale im norddeutschen Wattenmeer auf Grund laufen und verenden.
Anders der Ausflug zum Hurtigruten-Museum und den Rentieren. Von diesen Exkursionen berichteten die Gäste sehr positiv.
Wir berichten von unseren Eindrücken, schlendern auf Deck 7 und freuen uns auf grandioses Feuerwerk – made in heaven.
Nordlicht, die Vierte
Wir hatten es schon geahnt: der Himmel klar und wolkenlos, wenn es ein Nordlicht gibt, werden wir es heute wie in der Senatsloge erleben. Schon über Tag, zum Abend hin, stimmt uns lindgrüner Schimmer hoffnungsfroh.
Und so stehen wir nach dem Abendessen im Außenbereich auf Deck 7, bestaunen die aufwendige Beleuchtung der Sortlandbrücke und warten auf den himmlischen Beleuchter.
Der lässt sich nicht lange bitten und entzündet ein Feuerwerk über der Brücke, über Sortland und den umliegenden Höhen, dass fast alles bisherige übertrifft. Je nach persönlichen Vorlieben betrachten die Gäste die wogenden Tänzer bei ihrem farbenfrohen Reigen, dessen Farbenpracht auch mit bloßem Auge zu erkennen ist. Oder man fängt das Spektakel, das längst fast den ganzen Himmel verzaubert, mit Kameras aller Art ein. Und mancher mag sich grämen, weil er kein Super-Weitwinkel-Objektiv hat. Der Eindruck, Sortland unter einer wogenden Lichtwolke zu verlassen, bleibt den Passagieren ohne Kamera vorbehalten.
Seetag: Sortland nach Trondheim
Wir sehen uns satt an dem Feuerwerk und verabschieden uns zur Nacht, die uns zu einem weiteren Seetag bringt. Sowohl die Nacht wie auch der Seetag lässt mit die AIDAcara bei viel Wind mit hohen Wellen tanzen. Die Fahrt ist wirklich nichts für Gäste, die auf solche Schiffsbewegungen empfindlich reagieren. Anders auf der Hinfahrt fehlt dem Stampfen und Rollen des Schiffes die Verbissenheit, mit der sich Schiffbaukunst und nautische Fachmannschaft gegen die Wellenberge durchsetzen. Der Nordatlantik hat seinen Frieden mit uns geschlossen und versucht nicht mehr, die Fahrt der AIDAcara aufzuhalten.
Der Seetag bringt „Wetter“: mal Regen, mal Sonne, immer Wind, mal mehr, mal weniger. Die Temperaturen steigen: der Gast an Deck schnuppert schon am Frühling.
Trondheim
Wenn die Schranktür vibriert, wissen wir: die AIDAcara legt an. In Trondheim, das wir am frühen Morgen erreichen, setzt der Kapitän das Schiff elegant rückwärts in eine Parklücke im Industrieviertel von Trondheim. Eine strahlende Sonne lässt die Turbulenzen der Nacht vergessen.
Allerdings verschatten 40m hohe Silos unseren Liegeplatz. Neben den Silos fällt der Blick auf einen Stahlhandel. Hier sind ein halbes Dutzend schwere Gabelstapler damit beschäftigt, LKWs mit Rohren, Stangen, Spundwänden und anderen Produkten zu beladen, die ein Stahlhandel so vorrätig hat.
Trondheim versprüht hier mehr Industrie als Idyll. Die Stadt ist für Kreuzfahrschiffe ungefähr so gut gerüstet wie Duisburg für Fernbusse.
In der Entfernung sehen wir die Schiffe der Hurtigruten ablegen. Schade, dass an deren Liegeplatz kein Platz für AIDAcara ist.
Die Sonne meint es gut mit uns, beschert aber ein Risiko: die steigenden Temperaturen verwandeln die vereisten, aber abgestreuten Wege und Straßen in Rutschbahnen, auf denen auch die Spikes keinen sicheren Stand garantieren. Ich breche meinen Ausflug ab und bin froh, dass ich die idyllischen Seiten der Stadt schon vor zwei Jahren gesehen habe.
Wer Trondheim noch nicht kennt, sollte die Busrundfahrt buchen. Die Liegezeit ist zu kurz, um die interessanten Orte fußläufig zu erreichen. Beim abendlichen Erfahrungsaustausch bekam die Rundfahrt gute Bewertungen.
Kurz nach dem Mittagessen verlassen wir Trondheim in Richtung Bergen, unserem letzten Ziel in Norwegen.
Seetag: Trondheim nach Bergen
Die Fahrt führt uns durch den Trondheimfjord und lässt die Ufer des Fjords wie eine ewiglange Postkarte an uns vorbeigleiten. Wir sitzen entspannt auf Deck 9 und lassen die malerische Landschaft an uns vorbeiziehen. Die Ufer sind bei aller friedlichen Beschaulichkeit von erkennbarem Erwerbsleben der Bewohner geprägt. Wir erkennen Landwirtschaft in winterlicher Ruhe, Fabriken, Lagerhallen, Tanks und natürlich Siedlungen und Häuser. Die Berge und Felsen sind nicht mehr so hoch und wirken nicht mehr schroff und abweisend, wie manche Bergketten an vergangenen Tagen.
Die Sonne neigt sich nach Westen hin. Die schrägen Strahlen meißeln die Konturen einiger Höhenzüge aus dem Einerlei der vielen Bergrücken und Felsengebirge und tauchen sie in sanftes kitschig-kuscheliges Rosa.
Wer vor dem Abendessen noch einen Blick in Fahrtrichtung wirft, entdeckt eine dicke, schwarz-blaue Wolkendecke, unter der unsere Schiff bald verschwinden wird.
In der Nacht bekommen die Gäste zu spüren, was sich unter der Decke verbirgt: spöttischer Seegang und rassiger Wind lassen die AIDAcara nach allen Richtungen schwanken. Ich schaue mir das nächtliche Zusammentreffen der Naturgewalten an. Kurz reißen die Wolken auf, und dann zeigt der Mond, dass er nächtens die Szene ebenso spannend beleuchtet wie tagsüber die Sonne. In der Ferne weckt ein helles Licht mein Interesse. Durch das Fernglas erkenne ich, dass da eine Bohrinsel einen feudalen Lichtdom in den Nordatlantik setzt. Die Lichtkuppel schwebt schwerelos über dem Wasser. Die Stützen halten die beiden Welten auseinander.
Zum Frühstück sind die Tellerstapel trotz des ruppigen Wellenganges auffallend still. Spanngurte hindern den Klabautermann daran, sein geräuschvolles Spiel mit der Keramik zu treiben.
Anfahrt nach Bergen
Wir nähern uns nach stürmischer Nacht der Küste vor Bergen. Der Lotse kommt an Bord. Sein Boot kommt längsseits und nähert sich der Bordwand so weit, dass er mit einem kühnen Schritt durch die Pforte an Bord der AIDAcara springen kann. Vor uns sehen wir, wie die aufgewühlte See auf den Schären bricht und die Wogen ihr Dasein in meterhoher Gischt beenden. Ein tolles Erlebnis!
Der Wolken-Sonne-Mix zaubert Bergketten und Felsrücken aus Nebel und Dunst hervor und lässt sie auch wieder verschwinden. Zwischen den Schären liegen wie monströse Rieseninsekten ausgediente oder kaputte Bohrinseln.
Auf dem Wasser laufen Sonnenflecken und Wolkenschatten um die Wette. Manchmal treibt der Wind den Regen aufwärts an unsere Fenster. Wenig später verwandelt Sonnenlicht die Regenschnüre in leuchtende Perlenketten.
Das nenne ich mal ein Wetter!
Je näher wir der Stadt kommen, um so belebter werden die Schären und Inseln. Der Baugrund der Häuser ist erkennbar unsentimental aus dem Felsen herausgesprengt. Privatfinanzierte Brücken verbinden die vorgelagerten Inseln mit der Stadt Bergen. Die Brücken wurden von den Benutzern mit Maut bezahlt. Nachdem sie die Baukosten auf diese weise bezahlt hatten, wurde die Mautpflicht aufgehoben. Das ist Norwegen!
Unvergesslich ist der Eindruck, wenn der Wind den Regen in eine Bucht treibt und die Sonne die Tropfen wie einen einzigen Edelstein leuchten lässt. Wetter ist in Norwegen, wenn es sich im Minutentakt ändert.
Bergen: Stadt im Regen
Bergen ist norwegisch und heißt deutsch: Regen. Die AIDAcara liegt fußläufig zu den alten Häusern der Hanse. Wir erreichen das Viertel nach knapp zehn Minuten. Rechterhand wartet die „Staatsraad Lehmkuhl“ auf das Frühjahr und zahlende Gäste, die in den modernen Zeiten von Katamaranfähren und Massengutfrachtern noch einmal die „gute alte Zeit“ der Großsegler erleben wollen.
Die Häuser des Hanseviertels zählen zum Weltkulturerbe und müssen entsprechend gepflegt und geschützt werden. Und so ist das ganze Viertel mit Feuermeldern, Spinkleranlagen und Feuerlöschern aller Art und Größe ausgestattet.
Nicht ohne Grund, denn alles ist hier aus Holz, auch die engen Wege zwischen den vorkragenden Holzhäusern.
Die Hanse, eine Art mittelalterliches TTIP, lebt heute vor allem als folkloristisches Erbe weiter, aber Handel wird in den Häusern dennoch betrieben. Ich wage mir nicht vorzustellen, wie es zwischen den Häusern und auf den Plätzen aussieht, wenn sommers 3 – 4 Kreuzfahrtschiffe ihre Gäste an Land entlassen, die dort auf tausende anderer Touristen treffen, die individuell oder in Gruppen nach Bergen gekommen sind. So haben wir zwar einen etwas regnerischen, aber luxuriösen Blick auf ein fast menschenleeres Hanseviertel. Ein Laden wirbt um Mitarbeiter für die Sommerzeit. Von Mai bis September kann man hier gutes Geld verdienen. Norwegische Sprachkenntnisse sind nicht gefordert, aber englisch und deutsch oder auch japanisch und russisch.
In einem Laden treffen wir auf eine Verkäuferin aus Deutschland, die aus dem Sommerjob eine Dauerbeschäftigung gemacht hat.
Die Regenwolken hängen bis auf die Dächer des Hanseviertels herunter. Die Standseilbahn zum Floyen endet im Nichts der weißgrauen Regenwolken, die gelegentlich durch verirrte Sonnenstrahlen aufgehellt werden.
Bergen hat immerhin einen Ruf zu verteidigen: nämlich die regenreichste Stadt Europas zu sein. Der Besuch des Fischmarktes entfällt, weil es gerade keinen Fischmarkt gibt.
Wir bummeln durch fiesen, nasskalten Nebelregen zu unserem Schiff. Ich beginne auf unserem Stammplatz auf Deck 9 endlich mit dem Buch, dass ich mir für diese Fahrt mitgenommen habe. Aber immer wieder lenken mich die Lichtspiele über und mit der Stadt von der Lektüre ab.
Wehmut und Freude
Wir verfolgen das Ablegemanöver mit der Abschiedsmelodie mit einer Mischung aus Freude und Wehmut. Freude über das unglaubliche Glück, die norwegische Landschaft in all ihren Facetten erleben zu haben, Freude über das Nordlicht, das uns über alle Erwartungen begeistert hat, Freude über die vielen Gespräche bei Tisch oder auf dem Deck, Freude über die freundliche Bedienung und das fast immer schmackhafte, abwechslungsreiche und ansehnliche Essen.
Und Wehmut, dass all das nun zu Ende geht. Der letzte Seetag bringt uns schon bis fast nach Hamburg.
Aber es bleibt auch in der Rückkehr eine Freude: Zuhause erwartet uns die Familie, erwarten uns Freunde und Bekannte.
Und so endet unsere Fahrt trotz ein bisschen Wehmut in reiner Freude.
- Tipp: Weitere Bilder könnt ihr in den Reisebildern auf marotte.de anschauen.
Wir starten in 43 Tagen auch auf die Tour. Sehr sehr eindrucksvoller Bericht. Ich war schon fast dabei ^^. Kann ich bitte die Einstellung zum Einfangen der Nordlichter erfahren?