NABU-Klimacheck für Kreuzfahrten
Der NABU hat am 9. September 2021 im Zuge einer Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern der Kreuzfahrtreedereien AIDA Cruises, TUI Cruises, Hapag-Lloyd Cruises und MSC Cruises ermittelt, wie es um die Umwelt- und Klimabilanz der Branche bestellt ist. AIDA Cruises will bereits 2030 das erste Zero-Emission-Schiff in Dienst zu stellen und bis 2040 mit seiner Flotte „emissionsneutral auf Kurs sein“.
Der Umweltverband stellte bei der Diskussion in Rechnung, dass es im Zuge der Corona-Pandemie zu erheblichen Einschränkungen und Verwerfungen auf dem Kreuzfahrtmarkt kam. Der NABU verzichtete daher in diesem Jahr darauf, ein vollständiges Kreuzfahrt-Ranking der einzelnen Unternehmen zu erstellen, wie es in der Vergangenheit üblich war. Gleichzeitig erfordert der bisherige Mangel an belastbaren Klimaschutzstrategien weiterhin eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Tourismuszweig, so der NABU.
Das Kreuzfahrt-Ranking 2020 führte Ponant sowie AIDA Cruises und Hurtigruten an der Spitze der Reedereien bezogen auf ihre bisher getätigten und angekündigten Klima- und Umweltschutzmaßnahmen.
Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des NABU: „Die Kreuzfahrtanbieter müssen sich nicht nur zum Pariser Klimaschutzabkommen bekennen, sondern diese Absichtserklärung auch mit konkreten Klimaschutzstrategien unterfüttern. Alles andere ist unglaubwürdig. Künftig wird der Druck auf die Branche nur höher, in immer kleineren Zeiträumen immer umfassendere Maßnahmen ergreifen zu müssen. Wer spätestens 2050 mit seiner gesamten Flotte emissionsfrei unterwegs sein will, muss heute den Grundstein dafür legen und in entsprechende Technologien investieren.“
Erste Schritte der wichtigsten Reedereien
Es sei erfreulich, dass zumindest die wichtigsten Anbieter auf dem deutschen Markt nun endlich erste Schritte in diese Richtung unternommen hätten. Die Umstellung auf alternative Antriebe und synthetische Kraftstoffe auf Basis von erneuerbarem Strom sei die zentrale Herausforderung für den Sektor und der Stand der Technik nach wie vor weitestgehend im Entwicklungsstadium. Hier könne die Kreuzfahrtbranche zu einem wesentlichen Technologietreiber für die Schifffahrt insgesamt werden.
Zugleich mahnten die Umweltschützer ein verschärftes Tempo an. Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg: „Auch wenn einzelne Pilotprojekte Anlass zur Hoffnung geben, müssen angesichts der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens deutlich schnellere Bemühungen der Kreuzfahrtbranche erfolgen.“ So habe etwa erfreulicherweise AIDA damit begonnen, Brennstoffzellen und Batteriepakete zu bestellen, beziehungsweise an Bord einbauen zu lassen. Auch MSC habe entsprechende Planungen angekündigt. Beide Reedereien machten im Zuge der Diskussion auch erstmals publik, dass sie sich mit solar- und windunterstützten Antrieben beschäftigten, um künftig emissionsfrei unterwegs sein zu können. Obwohl bis dato noch nicht final absehbar ist, welche Antriebskonzepte sich künftig in der Seeschifffahrt durchsetzen werden, betonten alle Akteure, dass am Ende kein Weg an synthetischen Kraftstoffen vorbeiführe.
Landstrom werde zum Standard
Landstrom in den Kreuzfahrthäfen werde zunehmend bei TUI, AIDA, Hapag-Lloyd und MSC zum Standard. Entsprechend müsse jetzt politisch zügig die Weichenstellung für den Aufbau der hafenseitigen Infrastruktur erfolgen. Dabei sei dies nicht nur ein wichtiger Schritt zur CO2-Minderung, sondern trage auch erheblich zur Reduzierung der Luftschadstoffemissionen in den Hafenstädten bei. Gleichzeitig dürfe es nicht zu einer einseitigen Fokussierung auf Schiffsneubauten kommen. Gerade die Bestandsflotte müsse ebenfalls verstärkt in Richtung Emissionsminderung getrimmt werden, so der NABU.
Interessanter Weise schienen die Kosten für die Umstellung auf klimafreundliche Antriebe weniger das Problem zu sein, zumindest wurde dieser Punkt anders als in den Jahren zuvor nicht mehr von den Reedereien vorgebracht. Einigkeit bestand zwischen Anbietern und NABU allerdings darin, dass die Anstrengungen der Branche durch verbesserte politische Rahmenbedingungen unterstützt werden müssen, um emissionsfreien Antrieben zum Durchbruch zu verhelfen. Der Einbezug der Schifffahrt in den europäischen Emissionshandel, Vorgaben zur Effizienzsteigerung, eine Landstrompflicht sowie die geplante Anpassung der Energiesteuer-Richtlinie könnten hier aus Sicht des NABU zu einem echten Gamechanger für die Schifffahrt werden. Doch auch die nächste Bundesregierung ist gefordert, neben dem Eintreten für entsprechende Regelungen auf europäischer und internationaler Ebene, die Entwicklung der nötigen Antriebstechnologien durch nationale Förderprogramme zu flankieren.
AIDA Cruises will 2040 emissionsneutral sein
AIDA Cruises entwickelt gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wissenschaft und Industrie innovative Lösungen und nutzt Technologien mit dem Ziel, bereits 2030 das erste Zero-Emission-Schiff in Dienst zu stellen, so die Rostocker Reederei in einer Pressemeldung von 8. September 2021.
Bis 2040, zehn Jahre vor den Klimazielen der International Maritime Organization (IMO), will das Kreuzfahrtunternehmen mit seiner Flotte emissionsneutral auf Kurs sein. Damit leistet AIDA Cruises einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Klimaziele von Paris und des European Green Deal.
Der sorgsame Umgang mit Ressourcen ist eine weitere elementare Säule des Nachhaltigkeitsengagements von AIDA Cruises. Ziel ist es, beispielsweise die Lebensmittelabfälle pro Person an Bord bis Ende 2022 um 30 Prozent im Vergleich zu 2019 zu senken. Die Anzahl der Einwegplastikartikel wurde bis heute bereits um 50 Prozent im Vergleich zu 2018 reduziert. Bis Ende 2022 soll eine Einsparung um 75 Prozent gegenüber 2018 erreicht werden.