Kreuzfahrt-Neustart ab Deutschland
Nach dem die Hochsee-Kreuzfahrt durch die Corona-Pandemie mehrere Monate zwangsweise stillgelegt war, wird jetzt der Kreuzfahrt-Neustart durch die Reedereien vorbereitet. Wir geben einen Überblick über die geplanten Neustarts, deren zeitlichen Pläne und die vorgestellten Maßnahmen und Konzepte an Bord der einzelnen Veranstalter.
Allgemeines zum Neustart
Nach dem Corona bedingten Stillstand der Kreuzfahrtbranche sind nun die Weichen für eine Wiederaufnahme des Kreuzfahrtbetriebs gestellt: Unter der Federführung der Freien und Hansestadt Hamburg und mit Unterstützung des Kreuzfahrtverbands Cruise Lines International Association (CLIA) haben zahlreiche Behörden sowie die deutschen Hafenadministrationen gemeinsam Leitsätze für den Neustart der Kreuzfahrt unter Beachtung von umfassenden Präventions- und Hygienemaßnahmen erarbeitet.
„Wir sind sehr froh, dass unsere Mitgliedsreedereien mit diesen Leitsätzen einen zuverlässigen Rahmen für den Neustart ihres Betriebs von deutschen Häfen erhalten. Für CLIA Mitgliedsreedereien haben die Sicherheit und Gesundheit für Gäste und Crew oberste Priorität“, sagt Helge Grammerstorf, National Director von CLIA Deutschland.
Parallel zu diesem Prozess haben die einzelnen Reedereien detaillierte Maßnahmen unter Hinzuziehung von Gesundheitsämtern und medizinischen Experten ausgearbeitet, welche die Vorgaben auf die Spezifika der jeweiligen Schiffe adaptieren. Diese Maßnahmen werden von den lokalen Behörden, insbesondere den medizinischen Diensten, darauf überprüft, ob die Anforderungen der Leitsätze erfüllt werden.
Kernpunkte der Gesundheits- und Sicherheitskonzepte sind die Einführung von umfassenden, zusätzlichen präventiven Maßnahmen vor, während und nach der Reise, Kontaktvermeidung durch umfangreiche Abstandsregeln und Wegeleitsysteme an Bord und zusätzliche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen, definierte Prozesse der medizinischen Betreuung sowie zusätzliche Ausrüstung (u.a. mit COVID-19 Schnelltests). Notfallpläne sowie ein umfassendes Schulungs- und Sicherheitsprogramm für die Besatzung sind außerdem Teil des Gesundheits- und Sicherheitskonzepts.
Der Vorschlagskatalog der Europäischen Union vom 30. Juli 2020 empfiehlt zudem neben Hygiene- und Abstandsregeln, regelmäßige Screenings von Gästen und Personal auch eine besondere Behandlung von Risikogruppen. An Bord der Kreuzfahrtschiffe ähneln die vorgeschlagenen Maßnahmen damit weitgehend denen für die Hotellerie an Land.
Neustart in Deutschland
In der ersten Phase des Neustarts in Deutschland ist mit einer deutlich geringeren Anzahl an Schiffen zu rechnen, die von Hamburg, Rostock, Kiel oder Bremerhaven aus starten und dort auch wieder ankommen. An diesen Reisen werden Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnehmen können. Auch die Passagierkapazität dieser Kreuzfahrten wird deutlich begrenzt sein. Geplant sind zunächst Kurzreisen von drei bis sieben Tagen ohne Anlauf eines weiteren Hafens.
Je nach Öffnung weiterer europäischer Häfen für Kreuzfahrtschiffe werden in der zweiten Phase erste ausländische Häfen in das Kurzreiseprogramm integriert. Zusammen mit den Häfen entlang der Route wird zuvor geprüft, wie die Hygienestandards an Bord auch während der Landgänge eingehalten werden können.
In der dritten Phase dann werden die Reedereien zur gewohnten Routengestaltung zurückkehren. Dabei werden sie nicht nur die eigenen Gesundheits- und Hygienebestimmungen einhalten, sondern ebenso die der jeweils besuchten Häfen.
AIDA Cruises
AIDA Cruises arbeitete eher still an einem Neustart und ließ nun Kapitän Boris Becker in einem Video von Bord zu Wort kommen. AIDA musste erst kürzlich weiteren Reisen absagen, plant ab Mitte August erste Reisen ab Hamburg, Kiel und Warnemünde durchführen zu können.
AIDA Cruises steht in engem und ständigem Kontakt mit allen relevanten Behörden um zu erörtern, den Kreuzfahrtbetrieb zu gegebener Zeit unter angepassten Bedingungen und in vollem Umfang wiederaufzunehmen, so das Rostocker Unternehmen in einer Meldung vom 2. Juli 2020. Alle Reisen werden selbstverständlich unter angepassten Bedingungen mit mehr Service für den Gast und unter Beachtung aller gebotenen zusätzlichen Hygienestandards sowie den Regeln zur Kontaktvermeidung durchgeführt.
Schlussendlich stellte das Unternehmen am 9. Juli 2020 die konkreten Pläne für die AIDA Neustart sowie die neuen Kurzreisen ab Deutschland vor.
A-ROSA Flussreisen
Bereits Mitte Juni 2020 hat die A-ROSA Flussschiff den Restart auf Rhein und Donau erfolgreich vollzogen. Bei den ersten Flusskreuzfahrten waren sowohl Gruppen als auch FIT-Gäste an Bord. Sie alle gaben zur Umsetzung des Hygienekonzeptes an Bord der A-ROSA Schiffe und ihrem Reise-Erlebnis ein erfreulich positives Feedback.
Color Line
Ein weiteres, sicheres Urlaubsziel öffnet seine Grenzen: Ab dem 15. Juli 2020 sind Norwegen-Reisen für deutsche Urlauber endlich möglich. Color Line, die erfahrene Reederei für Norwegen-Reisen, nimmt an diesem Tag seinen regulären Fahrplan mit täglichen Abfahrten ab Kiel wieder auf. Um 14 Uhr startet die große Color Magic (224 Meter)erstmals wieder von Kiel zu einer Minikreuzfahrt Oslo mit deutschen Touristen nach Norwegen.
Costa Kreuzfahrten
Costa Kreuzfahrten arbeitet derzeit mit allen relevanten Behörden zusammen, um Gesundheitsmaßnahmen und -protokolle für einen zeitnahen Neustart der Kreuzfahrten zu definieren und zu verabschieden. Die italienische Reederei will am 1. August 2020 mit der Costa Deliziosa das erste Kreuzfahrtschiff nach dem weltweiten Shutdown wieder in Dienst stellen. Zunächst sollen die Kreuzfahrten nur für italienische Passagiere und mit Stopps ausschließlich in Italien angeboten werden.
Mit der Costa Smeralda und der Costa Diadema soll jeweils ein weiteres Schiff im September und im Oktober folgen.
Hapag Lloyd Cruises
Hapag-Lloyd Cruises plant ab Ende Juli 2020 mit umfangreichen Hygiene- und Präventionsmaßnahmen wieder in See zu stechen. An den Start geht das Kreuzfahrtunternehmen, was neuerdings zu TUI Cruises gehört, zunächst von Hamburg aus mit dem Luxusschiff EUROPA 2 sowie dem Expeditionsschiff HANSEATIC inspiration und einer um rund 40 Prozent reduzierten Passagierzahl von 150 bis maximal 300 Gästen an Bord.
„Unser Neustart erfolgt sehr kontrolliert. Dabei gehen wir sogar über die behördlichen Bestimmungen hinaus: Zwischen zwei Kreuzfahrten nehmen wir uns bewusst einen Tag Zeit ohne Gäste an Bord. Unser Reset-Tag steht für eine Generalreinigung und Desinfektion des gesamten Schiffes und dient dazu, die neuen Prozesse zu etablieren. Unser Ziel ist dabei stets, den Aufenthalt für unsere Gäste an Bord durch Einhaltung notwendiger Abstandsregeln und einen persönlichen und individuellen Service sicher und gleichzeitig unbeschwert und genussvoll zu gestalten. Unsere kleinen Schiffe bieten dafür ideale Voraussetzungen“, so Karl J. Pojer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hapag-Lloyd Cruises.
Hurtigruten
Nachdem Hurtigruten die Postschiffreisen in Norwegen für norwegische Gäste am 16. Juni 2020 wieder aufgenommen hat, fahren mittlerweile vier Schiffe der Flotte mit reduzierter Kapazität und unter strengen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen im Linienbetrieb zwischen den 34 Häfen an der norwegischen Küste. Schritt für Schritt plant die Reederei weitere Postschiffe im August und September zwischen Bergen und Kirkenes einzusetzen. Bis Ende September werden wieder elf Schiffe „die schönste Seereise der Welt“ anbieten.
„Die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Gäste und der Besatzung haben für uns oberste Priorität. Das zeigt auch das sehr positive Feedback auf unseren Neustart im vergangenen Monat sowohl von den örtlichen Gemeinden als auch von unseren Gästen und der Besatzung „, sagt Daniel Skjeldam, CEO von Hurtigruten.
MSC Cruises
MSC Cruises arbeitet seit der Einstellung des Kreuzfahrtbetriebs daran, ein neues Betriebsprotokoll im Bereich Gesundheit und Sicherheit zu entwickeln, das die Wiederaufnahme des Schiffsbetriebs begleiten wird.
Nachdem MSC Cruises eine abteilungsübergreifende Taskforce mit internen Experten aus den Bereichen Medizin, öffentliche Gesundheit und Hygiene, Hotelbetrieb, Klimaanlagen und andere schiffstechnische Systeme, Informationstechnologie und Logistik eingerichtet hatte, beauftragte die Schweizer Reederei das weltweit anerkannte Beratungsunternehmen Aspen Medical mit der Entwicklung eines eigenen, verbesserten Betriebsprotokolls, um die Gesundheit und Sicherheit an Bord zu gewährleisten. Das neue Protokoll von MSC Cruises wurde so gestaltet, dass es die Richtlinien der wichtigsten internationalen und regionalen Regulierungsbehörden erfüllt und übertrifft.
MSC Cruises hat bei der Entwicklung der neuen Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen darauf geachtet, jeden Aspekt der Reise – vom Zeitpunkt der Buchung über die Einschiffung und das Leben an Bord bis zur Rückkehr nach Hause – abzudecken und gleichzeitig die Einzigartigkeit des Gasterlebnisses zu bewahren.
TUI Cruises
Auch TUI Cruises arbeitet „unter Hochdruck daran, bald wieder Reisen anbieten zu können – natürlich unter Berücksichtigung aller erforderlicher Vorsichtsmaßnahmen für einen erholsamen und gesunden Aufenthalt bei uns an Bord.“ TUI Cruises startet am 24. Juli 2020 mit der Mein Schiff 2 ab Hamburg in Richtung Norwegen, ohne Landgänge allerdings.
Der Maßnahmenkatalog der TUI Group sieht für Kreuzfahrten beim Boarding Gesundheitsfragebögen und Screening vor dem Einsteigen sowie weitere Hygienemaßnahmen vor, dazu gehören keine Selbstbedienung in den Restaurants, weniger Gäste in Sport- und Wellness-Bereichen sowie zusätzliches Gesundheitspersonal an Bord.
Royal Caribbean und NCL
Die Royal Caribbean Group und Norwegian Cruise Line Holdings Ltd., zwei der führenden globalen Kreuzfahrtunternehmen, arbeiten gemeinsam an der Entwicklung verbesserter Hygiene- und Sicherheitsstandards für Kreuzfahrten als Reaktion auf die weltweite COVID-19-Pandemie.
Das Gremium wird gemeinsam von Gouverneur Mike Leavitt und Dr. Scott Gottlieb geleitet und hat die Aufgabe, gemeinsam Empfehlungen für die Kreuzfahrtbranche zu erarbeiten, um Sicherheits- und Hygienestandards in Bezug auf COVID-19 weiter voranzutreiben und eine sichere Wiederaufnahme des Kreuzfahrtbetriebs zu gewährleisten.
Das Expertengremium ist bereits seit knapp einem Monat tätig und wird seine ersten Empfehlungen Ende August vorlegen. Die Ergebnisse werden jedem Unternehmen und jeder Branche frei zur Verfügung gestellt, die von den wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnissen der Gruppe profitieren können.
Es wird leider überhaupt nicht über die Umwelt bei den neuen Konzepten gesprochen!! Eine Schiffsreise würde für uns nur dann wieder in Betracht kommen wenn ein Betrieb mit umweltfreundlichen Technologien z.B. Wasserstoff erfolgen würde. Wie ist da der aktuelle Stand? Gibt es Schiffe in der Mein Schiff Flotte die diese Bedingungen erfüllen?
Hallo Winfried, das Thema Wasserstoff ist bei dem Neustart nach Corona nicht das vorrangige Thema. AIDA hatte bereits einen Test auf AIDAnova mit Brennstoffzellen für 2021 angekündigt, von TUI Cruises ist dahingehend noch nichts bekannt.