Kreuzfahrt-Aktien: Prognose und Ausblick
Kreuzfahrt-Aktien gehörten zu den größten Corona-Verlierern an der Börse. Im März 2020 stürzten die Kurse der drei führenden Reedereien um 75 Prozent ab. Seitdem haben sie sich nur mäßig erholt. Jetzt blickt die Branche voller Zuversicht auf ihr Comeback nach der Krise. Ist der richtige Zeitpunkt für ein Investment gekommen?
Kreuzfahrt-Aktien sind erste Wahl für Kreuzfahrer
In Kreuzfahrten investieren – Welche Möglichkeiten gibt es?
Der Markt für Hochseekreuzfahrten wird von drei US-amerikanischen Unternehmensgruppen dominiert: Carnival, Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line. Diese Konzerne beförderten im Jahr 2019 zusammen etwa 75 Prozent der Passagiere weltweit.
Jede dieser Gesellschaften betreibt mehrere Marken. So gehört beispielsweise der deutsche Marktführer AIDA Cruises zu Carnival. Sein Wettbewerber TUI Cruises hingegen ist ein Joint Venture von Royal Caribbean und der TUI AG.
Alle drei Holdings sind als Aktiengesellschaften an der New Yorker Börse notiert. Anleger haben somit die Möglichkeit, über den Kauf von Anteilsscheinen direkt in einen Anbieter zu investieren. Diese Kreuzfahrt-Aktien werden auch an den meisten deutschen Börsen gehandelt, sodass sie über jeden Broker ohne hohe Fremdkosten verfügbar sind. Eine Übersicht über kostenlose Depot-Anbieter bietet dieser Broker Test.
Mit folgenden Kenndaten lassen sich die Kreuzfahrt-Aktien schnell finden:
- Carnival Corp. – ISIN: PA1436583006 / WKN: 120100
- Royal Caribbean – ISIN: LR0008862868 / WKN: 886286
- Norwegian Cruise Line – ISIN: BMG667211046 / WKN: A1KBL8
Übrigens ist die Nummer vier im Ranking der größten Kreuzfahrt-Unternehmen die in der Schweiz beheimatete MSC Cruises. Diese internationale Reederei ist im Gegensatz zu den drei oben genannten ein Familienbetrieb und kann deshalb nicht an der Börse gehandelt werden.
Einen Kreuzfahrt-ETF gibt es nicht
Wer lieber zu einem ETF, also einem börsengehandelten Indexfonds greift, kann ebenfalls als Anleger in die Branche einsteigen. Allerdings gibt es keinen reinen Branchen-ETF zum Thema Kreuzfahrten. Dafür ist das Marktsegment zu klein.
Manche Travel-ETFs wie zum Beispiel der iShares STOXX Europe 600 Travel & Leisure UCITS ETF (WKN: A0H08S) enthalten aber Aktien von Kreuzfahrt-Anbietern. Für Anleger, die sich in der Reisebranche breit aufstellen möchten, könnte er eine Alternative sein.
Was können Anleger vom Kreuzfahrt-Markt erwarten?
So entwickelten sich die Kreuzfahrt-Aktien von Carnival Corporation, Norwegian Cruise Line und Royal Caribbean:
Die Kreuzfahrt-Branche hat mit dem weltweiten Ausbruch des Corona-Virus im März 2020 einen herben Rückschlag erlitten. Kreuzfahrten standen zu Beginn der Pandemie im besonderen Fokus, nachdem sich das Virus an Bord einiger Schiffe schnell ausgebreitet hatte. Nahezu alle Reedereien fuhren daraufhin ihren Schiffsbetrieb herunter.
Seitdem gab es einige Versuche in Europa und Asien, mit schärferen Hygienemaßnahmen und verringerter Passagierzahl wieder Kreuzfahrten durchzuführen. Im wichtigen Heimatmarkt der Konzerne – den Vereinigten Staaten – ist jedoch immer noch kein Kreuzfahrtschiff wieder auf großer Fahrt.
Entsprechend reagierten die Aktienkurse. Im März 2020 brachen alle drei Werte um mindestens 75 Prozent ein. Seitdem ist zwar eine Erholung erkennbar. Die Kurse sind aber noch weit von ihrem Vorkrisen-Niveau entfernt.
In den Chartverläufen ist ein erster Peak Anfang Juni 2020 ersichtlich, als Nachrichten von frischem Kapital und ambitionierten Neustart-Plänen bekannt wurden. Ein zweiter, nachhaltigerer Anstieg setzte im November 2020 ein. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Hoffnungen auf einen schnellen Impfstart Realität.
Schrittweiser Neustart der Branche
Nahezu alle Kreuzfahrt-Anbieter haben angekündigt, den Betrieb ihrer Flotten 2021 stufenweise hochzufahren. Das Gelingen der Neustart-Pläne hängt von vielen Faktoren ab. Die Entwicklung der Infektionszahlen beispielsweise, die Verfügbarkeit des Impfstoffes in großen Mengen oder das Angebot von Flügen.
Was gibt Hoffnung?
Dennoch kann man davon ausgehen, dass zumindest ein Teil der Kreuzfahrtschiffe in diesem Jahr den regelmäßigen Dienst wieder aufnehmen wird. Dies könnte eine Signalwirkung entfalten, die den Kursen auf die Sprünge helfen könnte.
Zwei Merkmale, die die Kreuzfahrt vom Hotelurlaub unterscheiden, könnten sich dabei für die Branche positiv auswirken. Erstens: Kreuzfahrtschiffe sind mobil. Sie können jederzeit dorthin verlegt werden, wo Reisen wieder möglich sind. Zweitens befinden sich die Passagiere in einer „Blase“. An Bord darf nur, wer einen negativen Corona-Test oder einen Impfnachweis vorlegt.
Positive Signale von den Kunden
Zuversicht schöpft die Branche auch aus dem Feedback ihrer Kunden. Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Reedereien ist die Sehnsucht ihrer Stammgäste nach der nächsten Kreuzfahrt groß. Die wenigen Touren, die in den vergangenen Monaten angeboten wurden, seien gut gebucht gewesen.
Die Buchungszahlen für die zweite Jahreshälfte 2021 lägen im historischen Durchschnitt, sagte Carnival-Chef Arnold Donald am Montag (11.01.2021). Die Nachfrage für das kommende Jahr wachse indes stetig und sei höher als 2019.
Kreuzfahrt-Aktien bleiben ein Investment mit Chancen und Risiken
Trotz dieser Hoffnungen wird die Kreuzfahrt-Branche Zeit brauchen, um sich vom Corona-Schock zu erholen. Wenn ab 2021 wieder Seereisen in größerem Umfang durchgeführt werden, dann werden diese bei weitem nicht so profitabel sein wie im Boom-Jahr 2019.
Auf den Unternehmen lasten Mehrkosten durch die Überholung ihrer Schiffe sowie die Tilgung von Krediten. Es ist unwahrscheinlich, dass die Schiffe zu 100 Prozent ausgelastet sein werden – aus hygienischen Gründen. Die Kundengelder werden zu einem Teil aus Guthaben für abgesagte Reisen im vergangenen Jahr bestehen und somit nur bedingt frisches Geld in die Kassen spülen.
Zudem haben fast alle Reedereien vor der Corona-Krise neue Schiffe in Auftrag gegeben. Alte wurden zwar ausgemustert. Dennoch wird die Branche Neukunden brauchen, um die Kabinen zu füllen. Die müssen jedoch erst von dem sicheren und erholsamen Urlaub auf See überzeugt werden.
Fazit: „Fallen Angels“ oder Zockerpapiere?
Als „Fallen Angels“ bezeichnet man Aktien, die nach heftigen Kursverlusten gewissermaßen aus dem Börsenhimmel abgestiegen sind. Viele steigen nach einiger Zeit wieder auf, jedoch nicht alle. Die Chancen für den Kreuzfahrt-Markt, zur alten Stärke zurück zu finden und sogar darüber hinaus zu wachsen, stehen nicht schlecht.
Risikobereite Anleger könnten überlegen, in einen Kreuzfahrt-Wert zu investieren. Wie sie sich dabei mit einem Stopp-Kurs nach unten absichern, hat das Börsen-Portal „Der Aktionär“ in diesem Artikel am Beispiel der Carnival-Aktie beschrieben.
Wer das Risiko scheut, sollte aktuell besser die Finger von Kreuzfahrt-Aktien lassen. Denn es hat noch keine Marktbereinigung im größeren Stil stattgefunden – also keine Übernahmen oder Insolvenzen. Die Möglichkeit, dass dies noch geschehen könnte, sollte man als Investor im Blick haben.
Eventuell ist ein Travel-ETF für passive Anleger die bessere Wahl. Hiermit setzt man auf die rasche Erholung der europäischen Reisebranche insgesamt. Kreuzfahrten sind dabei, ohne dass dieses Segment zu stark gewichtet wird.
Rechtlicher Hinweis: Aktien und ETFs sind wie alle Wertpapiere spekulative Anlagen. Sie bergen das Risiko von Kursverlusten bis hin zum Totalausfall des investierten Gelds. Die im Artikel vorgestellten Wertpapiere sind keine Kaufempfehlungen des Autors.
Über den Autor: Unser Gastautor Oliver Drägert ist der Gründer des Finanzblogs Brokerlab.de. In seinem Blog führt Oliver Broker Tests durch und gibt Tipps rund um die Geldanlage an der Börse. In seiner Freizeit ist er gern auf dem Wasser – auch auf Kreuzfahrtschiffen.