Jubiläum! 150 Jahre Seenotretter
Mit einem Festakt in der Oberen Halle des Bremer Rathauses und der Taufe eines neuen Seenotrettungsbootes auf dem Marktplatz vor der weltbekannten Roland-Statue beging die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Freitag, den 29. Mai 2015, ihren 150. Geburtstag. Mehrere tausend Freunde und Förderer der Seenotretter aus nah und fern kamen zum Jubiläum der DGzRS nach Bremen. Unter ihnen waren auch der Schirmherr der Seenotretter, Bundespräsident Joachim Gauck, und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt. Sie taufte das neue Seenotrettungsboot für die Station Neustadt in Holstein.
Jubiläum mit Festakt und Schiffstaufe in Bremen
Im Festakt zum Jubiläum, übertragen auf eine Großbildleinwand vor Hunderten von Besuchern auf dem Marktplatz, würdigte Bundespräsident Gauck den freiwilligen, ehrenamtlichen Einsatz der Seenotretter. „Der Einsatz ist selbstlos, und er ist oft gefährlich. Dafür danke ich Ihnen von Herzen. Die Männer und Frauen der Rettungsflotte leisten Großartiges! Die meisten Seenotretter tragen diese Verantwortung ehrenamtlich. Meine Hochachtung!“
Die Grundwerte der DGzRS – Freiwilligkeit des Einsatzes auf See und freiwillige Finanzierung durch Tausende von Förderern aus dem ganzen Land – seien bis heute unverändert geblieben. „Dieses Vertrauen auf Gemeinsinn und bürgerliches Verantwortungsgefühl imponiert mir. Und es funktioniert! Die noble Idee der Seenotrettung, der mutige Einsatz der Rettungsmannschaften und der Bürgersinn aller Helfer und Förderer sind nicht nur Pfeiler des Seenotrettungsdienstes, sie sind Inspiration für uns alle.“
Der ehrenamtliche Vorsitzer der Seenotretter, Gerhard Harder, erinnerte an die Gründung der DGzRS in der Mitte des 19. Jahrhunderts: „Sie entstand als Bewegung aus dem Volk heraus, als eine der ersten deutschen Bürgerinitiativen im eigentlichen Sinn des Wortes.“ Er dankte sowohl den Rettungsleuten als auch den Förderern: „Wenn wir heute mit Stolz auf die Leistungen der Seenotretter in den zurückliegenden 150 Jahren verweisen können, dann dürfen alle, die an Land durch ihre Spenden und durch ihre ideelle Unterstützung dies erst ermöglicht haben, stolz sein auf diese Erfolge.“
Harder erinnerte an ein zweites Jubiläum in diesem Jahr: Seit 25 Jahren ist die DGzRS wieder auf ihren angestammten Stationen in Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz und zwischen Trave- und Odermündung ebenfalls wieder für den maritimen Such- und Rettungsdienst zuständig.
Taufe eines neuen Seenotrettungsbootes
Rund 300 Kinder der Bremer Grundschulen St. Johannis und Oberneuland sangen im Anschluss an den Festakt den Seenotretter-Song „Volle Kraft voraus“. Das Lied des Musikers und seit 2014 ehrenamtlichen DGzRS-„Bootschafters“ Klaus Lage erklang auf dem Bremer Marktplatz vor einmaliger Kulisse: Das Ruderrettungsboot AUGUST GRASSOW des Vereins Historische Seenotrettung Horumersiel, besetzt mit Seenotrettern in originalgetreuer Einsatzkleidung der Gründerzeit, und der zu taufende Neubau SRB 65 prägten das Bild.
Daniela Schadt, die Lebensgefährtin des Bundespräsidenten, taufte das neue Seenotrettungsboot auf den Namen HENRICH WUPPESAHL und wünschte „allzeit gute Fahrt und der Besatzung stets eine sichere Heimkehr“. Begleitet wurde sie dabei von Anicka (11) und Felipa (10) aus der Familie des Namengebers. „Die Taufe dieses Bootes durch die Lebensgefährtin des Bundespräsidenten ist eine ganz außerordentliche Würdigung unseres freiwilligen, ehrenamtlichen Einsatzes“, sagte Wolfgang Schulz, Vormann der Station Neustadt in Holstein, wo die HENRICH WUPPESAHL stationiert wird.
Henrich Wuppesahl (1905-1986) war eine bedeutende Persönlichkeit der deutschen Seeversicherung und Mitglied des Bremer Bezirksvereins der DGzRS. Seine Neffen trugen in entscheidendem Maße dazu bei, den Bau des neuen Bootes zu finanzieren. Sie setzten damit eine Familientradition fort: Henrich Wuppesahl selbst hatte 1977 den Bau des auf den Namen seines Vaters getauften Seenotrettungsbootes CARL A. WUPPESAHL ermöglicht. Es war von 1977 bis 1984 in Fedderwardersiel sowie anschließend bis 2004 in Eckernförde stationiert.
Die HENRICH WUPPESAHL ist ein modifizierter Nachbau der bewährten 9,5-/10,1-Meter-Klasse der DGzRS. 19 weitere Schiffe dieser Klasse haben sich in zahlreichen Einsätzen auch unter extremen Bedingungen zur Zufriedenheit der Besatzungen in allen Revieren hervorragend bewährt.
Die neueste Rettungseinheit ist der erste Neubau der DGzRS in Mecklenburg-Vorpommern nach der Wiedervereinigung. Gebaut wurde sie bei Tamsen Maritim in Rostock. Das neue Boot wird von Freiwilligen gefahren und auf der Station Neustadt in Holstein stationiert.
Buntes Rahmenprogramm auf dem Marktplatz
Umrahmt wurde die Taufe von einem bunten Programm auf dem Marktplatz, durch das Moderator Dirk Böhling noch bis zum Abend führt. Interviews mit Seenotrettern und Filme aus der bewegten und bewegenden Geschichte der DGzRS wechseln sich mit Musik und Unterhaltung ab, darunter Rockmusik für Kinder mit den „Blindfischen“, die Bremer Stadtmusikanten des Theaters „Interaktiwo“, das Comedytheater „Hara Keuli“ und die „Seenotrapper“.
Knapp 100 ehrenamtliche Mitarbeiter der DGzRS aus dem ganzen Land informieren auf dem Marktplatz über die Arbeit der Seenotretter auf Nord- und Ostsee. Geöffnet hat ferner ein Sonderpostamt der Deutschen Post zu Sonderpostwertzeichen und Gedenkmünze, mit deren Herausgabe das Bundesfinanzministerium das Seenotretter-Jubiläum bereits Anfang Mai gewürdigt hat.
Nicht zuletzt übergaben am Mittag Schüler der Gesamtschule Gießen-Ost das DGzRS-Schulprojekt „Klasse Seenotretter!“ an ihre Nachfolger der Gesamtschule Bremen-Ost. Symbolisch überreichten die Kinder einen ausgemusterten Rettungsring des Seenotrettungskreuzers NIS RANDERS an die neue Schule. Ein Jahr lang werden nun Bremer Schüler die Arbeit der Seenotretter im Unterricht behandeln und durch diverse Aktionen auf die DGzRS aufmerksam machen.
Festkonzert mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen
Seinen feierlichen Abschluss findet der 150. Geburtstag der DGzRS am Abend um 19 Uhr mit einem Festkonzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen im wenige Schritte entfernten Konzerthaus „Die Glocke“. Das Orchester ist im Jubiläumsjahr ehrenamtlicher „Bootschafter“ der Seenotretter.
Für das Programm „Finnen-Folk und klassisches Meeresrauschen“ mit der Gruppe „Tsuumi Sound System“ unter der Leitung des Dirigenten Alejo Pérez sind noch Restkarten an der Abendkasse erhältlich. Da der Schirmherr der Seenotretter, Bundespräsident Joachim Gauck, am Festkonzert teilnehmen wird, gelten im Konzerthaus erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Besucher werden deshalb gebeten, ihre Plätze frühzeitig einzunehmen. Die Sicherheitskontrollen beginnen um 18 Uhr.
„Woche der Seenotretter“ hat begonnen
Mit den Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag der DGzRS in Bremen hat die „Woche der Seenotretter“ begonnen. Am Samstag und Sonntag, 30. und 31. Mai 2015, sind zahlreiche Schiffe der DGzRS und Rettungseinheiten ihrer ausländischen Schwesterorganisationen sowie deutsche Behördenschiffe und Hubschrauber der Partner der DGzRS auf und über See zu besichtigen, darunter Bundespolizei und Deutsche Marine. Bevor das „Open Ship“-Programm im Neuen Hafen von Bremerhaven beginnt, ist am Samstagmorgen ab etwa 11 Uhr eine große Parade mit etwa 60 Schiffen auf der Weser zu sehen.
Währenddessen wird um 12 Uhr der neue Seenotrettungskreuzer mit der internen Bezeichnung SK 35 an der Seebäderkaje am Willy-Brandt-Platz getauft. Dieses Typschiff der völlig neuen 28-Meter-Klasse ist für die Station Amrum bestimmt. Um 14 Uhr wird in einem großen Veranstaltungszelt an der H.-H.-Meier-Straße die Messe „Maritime Sicherheit“ eröffnet. Dort präsentieren viele Partner der Seenotretter ihre Arbeit. Die Messe ist bis einschließlich 2. Juni geöffnet, der Eintritt ist frei.
Vom 1. bis 4. Juni schließlich ist die DGzRS in Bremerhaven Gastgeber des World Maritime Rescue Congress. Zu dieser internationalen Konferenz der Seenotrettungsdienste, veranstaltet von der International Maritime Rescue Federation (IMRF), werden rund 350 Delegierte und Kongressteilnehmer aus aller Welt erwartet.
Die große Sonderausstellung der DGzRS in der Unteren Halle des Bremer Rathauses ist noch bis zum 21. Juni 2015 täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Das vollständige Programm der „Woche der Seenotretter“ mit einer Liste der teilnehmenden Schiffe finden Sie unter 150 Jahre Seenotretter.
Es ist schön, dass sich kommerziell ausgerichtete Anbieter, wie die Kreuzfahrtpiraten, die Zeit und auch den Platz nehmen, auf Ihrer Seite die Arbeit dieser Menschen so umfänglich zu würdigen.
Ich kenne persönlich keines dieser Mitglieder, bedanke mich trotzdem bei allen diesen Freiwilligen und werde weiterhin meinen Euro in die kleinen Sammelschiffchen auf dem Tresen werfen.