CO₂ Kompensation für Kreuzfahrten
Dass Reisen nicht besonders klimafreundlich ist, wissen wir nicht erst seit Greta und der internationalen Fridays for Future-Bewegung – insbesondere Flugzeuge und Schiffe sind als Umweltsünder verrufen. Wir zeigen euch wir man mit Kreuzfahrten und Flüge durch COâ‚‚-Kompensation effektiven Klimaschutz unterstützen kann.
Wie wichtig ist euch der Umweltschutz auf Kreuzfahrten? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentar.
Hintergrund
Laut Stiftung Warentest und der Organisation atmosfair verbraucht eine Person in einer Woche auf einem Kreuzfahrtschiff 1.500 Kilogramm Kohlendioxid. Ein annehmbares Pro Kopf-Jahresbudget liegt bei 2.300 Kilogramm an COâ‚‚-Emissionen – schon zwei Kreuzfahrten im Jahr lägen also deutlich darüber.
Einen noch schlechteren Ruf haben Flugzeuge, die am weltweiten CO₂-Ausstoß einen Anteil von 2,69 % haben. Da die Flug- zur Schiffsreise häufig dazu gehört, bedeutet das also einen gehörigen Betrag aufs Klimakonto von Kreuzfahrtfans.
Wie viel CO₂ stößt ein Kreuzfahrtschiff aus?
Eine verlässliche Berechnung des CO₂-Ausstoßes von Kreuzfahrtschiffen ist nicht so einfach und lässt sich vor allem schwer vergleichen.
AIDA Cruises weist den durchschnittlichen CO₂-Ausstoß pro Passagier und Tag in seinem Nachhaltigkeitsbericht aus. Für 2018 waren das 59,8 Kilogramm pro Passagier und Tag für direkte CO₂-Emissionen an Bord.
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TUI Cruises weist die CO2-Werte ebenfalls im Umweltbericht auf. Dort kommt man 2018 auf nahezu denselben wie bei ADA, nämlich 58,22 Kilogramm pro Passagier und Tag.
Zum Vergleich: Ein Diesel-PKW stößt pro verbranntem Liter Treibstoff 2,65 Kilogramm CO₂ aus, bei Benzin-Motoren sind es 2,37 Kilogramm (Quelle: Dekra), so Franz Neumeier in seiner Recherche.
Was ist die COâ‚‚-Kompensation?
Bei der COâ‚‚-Kompensation werden zum Ausgleich für den durch eine Reise verursachten COâ‚‚-Ausstoß weltweite Klimaschutzprojekte angestoßen und gefördert – ein schlauer Ansatz für diejenigen, die nicht auf ihren Urlaub und das Entdecken ferner Länder verzichten wollen.
Was ist eigentlich COâ‚‚?
Kohlenstoffdioxid, kurz Kohlendioxid, ist ein Molekül aus Kohlenstoff und Sauerstoff, ein natürlicher Bestandteil der Luft und ein bedeutendes Treibhausgas – d.h. es verhindert durch die Speicherung und Rückstrahlung von Erdwärme, dass diese direkt ins Weltall entweicht und sorgt so gewissermaßen dafür, dass menschliches Leben überhaupt möglich ist. Da nun aber die Konzentration der Treibhausgase derart gewachsen ist, dass die auf die Erde zurückgestrahlte Wärme den Urzustand übertrifft, erwärmt sich das Klima – der Treibhausausstoß muss also reduziert werden.
Das Verbrennen von Kohle, Erdöl oder Erdgas in der Industrie oder beim Heizen setzt CO₂ frei, weswegen aktuell mehr denn je daran gearbeitet wird, diese Prozesse einzuschränken. Ähnlich schädliche Treibhausgase sind übrigens Methan und Lachgas.
Was ist der ökologische Fußabdruck?
Seit einiger Zeit ist der „ökologische Fußabdruck“ in aller Munde: Dieser Nachhaltigkeitsindikator bezeichnet nach Wikipedia die „biologisch produktive Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen“.
In Deutschland hinterlässt jeder Einzelne im Schnitt einen COâ‚‚-Fußabdruck von etwa 11 Tonnen pro Jahr. Da Verkehrsmittel wie Flugzeuge oder Schiffe bekanntlich besonders viel COâ‚‚ ausstoßen, sind sie auch besonders klima- und umweltschädlich – insbesondere Kreuzfahrtschiffe stehen daher vermehrt stark in der Kritik – deren Umweltbelastung steht der eines Flugzeugs nahe.
Kreuzfahrten kompensieren
Seinen eigenen ökologischen Fußabdruck kann man nicht nur online berechnen, man kann den eigenverursachten CO₂-Ausstoß auch kompensieren. Dies ist bei Anbietern wie atmosfair, Klima-Kollekte, Primaklima und Myclimate möglich: Auf Basis der zur Reise angegebenen Daten bekommt der Nutzer einen Überblick über sein Klimakonto und eine entsprechende Berechnung einer Umweltgebühr.
Diese Gebühr wird dann zum Ausgleich in Umwelt- und Klimaschutzprojekte investiert, die dabei neu entstehen, also nur aufgrund des Kompensationssystems realisierbar sind. Für die Kompensation gibt es eine Spendenbescheinigung für die steuerliche Absetzung, einige Anbieter bieten Zertifikate für Klimaschutzprojekte an.
Zur Berechnung des eigenen Klimakontos und der entsprechenden Umweltgebühr werden detailierte Angaben zur Reise benötigt – im Falle einer Kreuzfahrt sind das u.a. die Größe des Schiffs, der Kabinentyp, die Reisedauer und die Anzahl der Reisenden. Anschließend kann gewählt werden, zu wieviel Prozent die dadurch entstehende Emission kompensiert werden soll.
Die unterstützten Klimaschutzprojekte beispielsweise von atmosfair sind nach UN-Standards zugelassen und werden regelmäßig vor Ort geprüft. Inhaltlich gehen die Projekte vom Klimaunterricht an deutschen Grundschulen über den Anbau solarthermischer Heizungsanlagen in Südafrika bis hin zur Lieferung von effizienten und Brennholz-freien Öfen nach Lesotho.
Update Oktober 2019: Atmosfair hat die Kompensation für Kreuzfahrten eingestellt. Der Anbieter begründete die Entscheidung mit der mangelnden Initiative der Kreuzfahrtbranche, wirklich zu besseren Klimaverhältnissen beizutragen. Selbst das viel besprochene Flüssiggas (LNG), das AIDA Cruises auf der AIDAnova seit einiger Zeit einsetzt, sei zu wenig hilfreich: LNG verursache nur etwa 20% weniger CO2 als Schiffsdiesel oder Schweröl, so Atmosfair.
Klimaneutrale Kreuzfahrten
Das Start-Up-Unternehmen Meravando hält eine Alternative zur CO₂-Kompensation bereit: Dabei buchen Reisende ihre Kreuzfahrt über e-hoi, wobei direkt ein Kompensationsbeitrag berechnet wird, den Meravando über die Provisionen, die es von den Reedereien erhält, an weltweite Klimaprojekte spendet. Für Reisende entstehen dabei also keine Kosten.
Was haltet ihr von der CO2-Kompensation für Kreuzfahrten und das Alternativmodell von Meravando?